Als Parteiloser wurde der ehemalige Nationalsozialist Dr. Erich Lauterbach 1952 Oberbürgermeister

W. St. – Von 1952 bis 1964 war er Oberbürgermeister von Rothenburg ob der Tauber. Da war der Verwaltungsbeamte bereits acht Jahre lang parteilos. Vor diesen acht Jahren war er zwölf Jahre lang Mitglied der NSDAP.

Dr. Erich Lauterbach

Dr. Erich Lauterbach in Rothenburg ob der Tauber

Dr. Erich Lauterbach wurde 1901 in Schönwald in Oberfranken geboren. Sein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Erlangen, Jena und Würzburg schloss er 1928 erfolgreich mit der Staatsprüfung für den höheren Staats- und Verwaltungsdienst in Bayern ab. Er arbeitete zunächst in Coburg und Dinkelsbühl als Assessor und Rechtsanwalt, bis er 1930 zum Bürgermeister von Grünstadt (Pfalz) gewählt wurde. Wie aus Publikationen zur dortigen Ortsgeschichte hervorgeht, wurde er kurz nach der Machtergreifung vom Dienst suspendiert, konnte sich dann aber doch als Bürgermeister-Kandidat in Oggersheim „ins rechte Licht“ stellen. Am 1.April 1933 trat er der NSDAP bei, am 21. August erfolgte seine Ernennung zum 1. Bürgermeister von Oggersheim. Allerdings war er nur die zweite Wahl. Ursprünglich sollte ein anderer Bürgermeister werden, mit dem man sich aber über den Dienstvertrag zerstritt (wenn dies der wahre Grund ist). Im August 1933 wurde dann Lauterbach ernannt. Er ersetzte den am 4. August abgesetzten kommissarischen Bürgermeisters Wilhelm Bader (NSDAP). Der „Oggersheimer Anzeiger“ schrieb in einer Sonderausgabe 1938 über Lauterbach:

„Es ist sein Bestreben, die Errungenschaften der Revolution (Nationalsozialismus) noch mehr zu festigen. Die städtischen Finanzen werden in Ordnung gebracht.“

Dr. Erich Lauterbach,  Oggersheim 1938

Dr. Erich Lauterbach, Oggersheim 1938

Aus dem Ruhestand zum Oberbürgermeister von Rothenburg gewählt

Nach der am 1. April 1938 vollzogenen Eingemeindung von Oggersheim nach „Groß-Ludwigshafen“  wechselte Dr. Lauterbach als Rechtsrat in die Stadtverwaltung Würzburg und wurde dort am 1. März 1939 als berufsmäßiger Stadtrat zum hauptamtlichen Beigeordneten berufen, zuständig für das Schul- und Erziehungswesen und die Jugendarbeit. Vom Mai 1941 bis Februar 1943 fungierte Lauterbach als Kriegsverwaltungsoberrat in den von Deutschland besetzten Westgebieten und wurde Ende Februar 1943 vom Reichsministerium des Innern erneut für die Wehrmacht eingesetzt.
Nach der Besetzung Würzburgs durch die Amerikaner betraute Oberbürgermeister Pinkenburg Dr. Lauterbach mit der Leitung des Arbeitsamtes. Dr. Lauterbach wurde aber am 11. Mai 1945 durch die amerikanische Militärregierung unter Hausarrest gestellt. Auf eigenen Wunsch erfolgte die Versetzung Lauterbachs in den Ruhestand. Den beendete er im April 1953, als er sich als Parteiloser zum ersten berufsmäßigen Oberbürgermeister von Rothenburg ob der Tauber wählen ließ. 1958 wurde er als FDP-Mitglied und Kandidat einer Listenverbindung in diesem Amt bestätigt. Am 30. April 1964 trat er in den Ruhestand und starb im Jahr 1966.

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Quellen: Daniel Gerken „Die Selbstverwaltung der Stadt Würzburg in der Weimarer Republik und im Dritten Reich“, Inauguraldissertation zur Erlangung eines doctor iuris der Juristischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg 2004, S. 264 f. –Stadtarchiv Ludwigshafen am Rhein C 19853. – Walter Lampert „1100 Jahre Grünstadt“, 1975.
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Ein Kommentar zu Als Parteiloser wurde der ehemalige Nationalsozialist Dr. Erich Lauterbach 1952 Oberbürgermeister

  1. seitz sagt:

    1. Lauterbach hatte sich vor seiner Wahl in Grünstadt zum Bürgermeister erfolglos zur Wahl in Selb gestellt, wo durch die politischen Verhältnisse im Stadtrat, die Wahl erfolgte aber die Bestätigung seines Dienstvertrages im Stadtrat scheiterte. Die erfolglose Wahl eines Bürgermeisters dort ist bekannt, weil schließlich der zuletzt wieder gewählte Bürgermeister wieder kommissarisch eingesetzt wurde.
    2.Der Jurist Lauterbach wurde in Grünstadt nicht wiedergewählt bzw. die alten NSDAP-Mitglieder /NS-Stadträte hatten die Stelle des hauptamtlichen Bürgermeisters wieder in eine ehrenamtlich Stelle umgewandelt. Daher war dieses Amt für den Berufsbürgermeister Lauterbach nicht mehr geeignet. Ob die Ablehnung und das Misstrauen der alten Parteimitglieder gegenüber einem aufstrebenden jungen Juristen und Partei-Neumitglied ab April 1933 ein Rolle spielte oder andere Gründe eine Rolle spielten muss noch erforscht werden. In Oggersheim konnte sich Lauterbach mehr oder minder ins gemachte Nest setzen, die politischen Säuberungen in der Stadtverwaltung nahm sein kommissarischer Vorgänger vor, der wiederum aufgrund Intrigen in der Oggersheimer NSDAP von der Gauleitung abgesetzt wurde, so dass das Amt für Lauterbach frei wurde.

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