- Dieser Bericht über die Ereignisse in und um Burgbernheim im April 1945 veröffentlichte die „Windsheimer Zeitung“ am 28./29. Mai 1992. Er beruht auf Berichten, die der damalige Verwaltungsbeamte Oberinspektor Karl Sigg und der damalige Bürgermeister Hans Lehnbeuter 1951 niedergeschrieben haben (Stadtarchiv Burgbernheim A 596).
Im Frühjahr 1945 neigte sich der Zweite Weltkrieg seinem Ende entgegen. Die alliierten Streitkräfte, die den Rhein überquert hatten, drangen unaufhaltsam immer tiefer in das Herz Deutschlands vor. Die zur Verteidigung angetretenen deutschen Truppen, hoffnungslos unterlegen, kämpften mit dem Rücken zur Wand. In der ersten Hälfte des letzten Kriegsjahres rückte die Front auch immer näher an den Marktflecken Burgbernheim heran.
Um den 21. März herum setzte der Rückstrom der deutschen Fahrzeugkolonnen ein, der bis zum 7. April anhielt. Weil es den Einheiten an Betriebsstoff und Pferden mangelte, mussten viele Bauern ihre Pferdegespanne abgeben. Die Wehrmachtskolonnen rumpelten teilweise Tag und Nacht durch den Ort. Nachdem sich die deutschen Kampftruppen auf der Linie Ulsenheim – Gollhofen – Herbolzheim festgesetzt hatten, wurden diese Dörfer fast völlig zerstört. Auch Uffenheim kam nicht ungeschoren davon. Angesichts dieser Zerstörungen beschloss der damalige Burgbernheimer Bürgermeister und NSDAP-Ortsgruppenleiter Hans Lehnbeuter, alles zu tun, um seinem Ort ein ähnliches Schicksal zu ersparen.
Führerbilder wurden verbrannt und Hakenkreuzfahnen versteckt
Entgegen eindeutiger Befehle ließ er an den Ortseingängen keine Panzersperren anlegen und keine Schützenlöcher für Panzerfaustschützen ausheben, sondern lediglich andeutungsweise Baumstämme, Holzstöße und Steine aufschichten, die den Verkehr aber nicht weiter behinderten. Im Raum Reichelshofen – Adelshofen – Schweinsdorf hatten Einheiten der Wehrmacht Stellungen bezogen. Für deren Artilleriebespannungen mussten die Burgbernheimer Landwirte weitere Pferde abstellen. Auch der gemeindeeigene Bulldog samt Hänger, Fahrer Hans Zeller und Beifahrer Christof Baßler wurde vom Militär requiriert. Die beiden Gemeindearbeiter trafen nach einiger Zeit wieder wohlbehalten, aber ohne Traktor, in Burgbernheim ein. Auf Anordnung des Bürgermeisters wurden sämtliche Unterlagen der Ortsgruppe verbrannt und die Führerbilder, die Hitlerbüste sowie die Fahnen mit dem Hakenkreuz aus dem Rathaussaal entfernt und auf dem Dachboden der Rossmühle eingelagert. Am Ostersonntag, 1. April 1945 – die Amerikaner waren bereits in bedenkliche Nähe gerückt –, rief NS-Bürgermeister Lehnbeuter die Bürgerschaft auf, sich um 20 Uhr zu einer öffentlichen Versammlung auf dem Marktplatz einzufinden. Eine Stunde vor Beginn der Zusammenkunft unter freiem Himmel empfing er die Burgbernheimer Metzger, Bäcker und Einzelhändler im Rathaussaal und ersuchte sie, im Lauf der nächsten Tage alle Lebensmittel auch ohne Marken abzugeben. Auf dem Marktplatz gab Lehnbeuter den bedrückten Bürgern die allgemeine Lage bekannt, forderte sie zur Besonnenheit auf und wies nachdrücklich auf die Sinnlosigkeit jeglichen Widerstands hin. Dieser Aufruf war auch an die Adresse von etwa 60 Burschen der Hitlerjugend (HJ) im Alter von 13 bis 17 Jahren gerichtet, die mit ihrer Ausrüstung, darunter etwa 100 Panzerfäusten, im Herrenkellerschulhaus Quartier bezogen hatten. Der Bürgermeister ordnete an, dass Frauen und Kinder bei Fliegerangriffen oder Panzer- und Artilleriebeschuss in den Felsenkellern Unterschlupf suchen sollten. Ferner legte er den Leuten nahe, in den Gärten und öffentlichen Anlagen Splittergräben und Unterstände auszuheben. Bis auf einen Gegenruf stießen die Ausführungen und Anordnungen des Bürgermeisters auf den Beifall der Menge.
Hans Lehnbeuter blieb vor der Gestapo standhaft
Zwei Tage später erschienen unangemeldet zwei Angehörige der Gestapo in Lehnbeuters Dienstzimmer, warfen ihre Maschinenpistolen auf seinen Schreibtisch und stellten ihn wegen seines Vorgehens zur Rede. Der Bürgermeister blieb standhaft und nahm seine Anordnungen nicht zurück. Vielmehr gelang es ihm, die Gestapobeamten davon zu überzeugen, dass es seine Pflicht als Bürgermeister sei, für die Sicherheit der Frauen und Kinder zu sorgen. Hans Lehnbeuters Handlungsweise forderte zu diesem Zeitpunkt viel Mut, denn nur zu oft wurden in diesen Tagen Männer und Frauen wegen weit nichtigerer Anlässe an Ort und Stelle standrechtlich hingerichtet oder ohne Standrecht aufgehängt.
Piloten beschossen im Tiefflug Zivilisten, Güter- und Personenzüge
Mit dem Näherrücken der Front steigerten sich die Tieffliegerangriffe zusehends. Deswegen kam der Zugverkehr auf den Bahnstrecken im März und im April fast vollständig zum Erliegen. Ein Personenzug wurde auf dem Streckenabschnitt zwischen dem Bahneinschnitt des Himmelfahrtsbergs und dem Bahnposten von acht Jabos (Jagdbomber) attackiert. Mehrere Tote sowie einige Schwer- und Leichtverletzte waren die Folge. Ein weiterer Personenzug wurde auf Höhe der Steinbrüche bei Hilpertshof von amerikanischen Maschinen mit Bomben und Bordwaffen beharkt. Dieser Angriff forderte 20 Tote, zirka 60 Schwerverletzte und eine große Zahl Leichtverletzter. Die Piloten mähten auch die aus den Waggons flüchtenden Zivilisten mit Garben aus ihren Maschinenkanonen nieder. Schließlich hielt man auf der Strecke Treuchtlingen – Würzburg nur noch einen eingleisigen Zugverkehr aufrecht. Auf dem anderen Gleis wurden Güter- oder Personenzüge abgestellt, die des Öfteren von Jabos bombardiert wurden. Die Tiefflieger verschonten auch Fuhrwerke und Kraftfahrzeuge nicht. Auf der Windsheimer Straße wurde ein Lastwagen in der Nähe des Transformatorenhauses von einem Flugzeug angegriffen und mehrfach getroffen. Die Insassen, die noch rechtzeitig im Straßengraben Schutz suchen konnten, kamen mit dem Schrecken davon. Am 15. April wurde der achtjährige Läutbube Wilhelm Klenk in der Rodgasse von einem Tiefflieger erschossen.
Volkssturmmänner rückten mit 12 Schuss Munition aus
Auch in Burgbernheim stellte man eine Volkssturmkompanie auf, deren Mitglieder ab Oktober 1944 bis Kriegsende im Rahmen sonntäglicher Übungen militärisch ausgebildet wurden. Am Karsamstag des Jahres 1945 setzte sich ein Aufgebot von 25 Burgbernheimer Volkssturmmännern nach Marktbergel in Marsch. Sie trugen Zivilkleidung und waren mit alten Gewehren unterschiedlichsten Kalibers ausgerüstet. Gemeinsam mit 15 Marktbergler Volkssturmmännern mussten sie als „Stoßtrupp“ eine Flakstellung bei der Kreuzung der Reichsstraße 13 (B 13) mit der Landstraße 2252 (B 470) besetzen, um dort den Feuerschutz für ein weiteres Volkssturmaufgebot, nämlich die rund 60 Hitlerjungen, zu übernehmen. Jeder Volkssturmmann erhielt zehn bis zwölf Schuss Munition. Die Kinder und Jugendlichen sowie die alten Männer sollten mit Panzerfäusten und alten Flinten die aus Richtung Uffenheim/Ochsenfurt gemeldeten amerikanischen Panzer aufhalten. Glücklicherweise kam es zu keiner Feindberührung. Bei Herannahen der Front setzten sich zahlreiche Männer und der Führer des Volkssturmbataillons aus der Windsheimer Gegend in südöstliche Richtung ab. Dadurch verloren der „Stoßtrupp“ und die Hitlerjungen an der Kreuzstraße jeglichen Kontakt mit der Führung. Auf Anordnung des örtlichen Führers machten sie sich in Richtung Heimat davon.
Die ersten Panzer kamen im Schritttempo
Von Burgbernheim aus wurden am Freitag, den 13. April, die ersten amerikanischen Panzer gesichtet. Um die Mittagszeit näherten sich sechs Kettenfahrzeuge im Schritttempo aus Richtung Buchheim und Schwebheim. Die Panzer umkreisten den Abhang des Irrsbergs und schoben sich am Spätnachmittag etappenweise über die Gemarkung Esselsee bis zur Brücke am Weikertswasen vor. Ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug kreiste ständig über dem Vorgebiet. Nachdem die Panzer gegen Abend die Windsheimer Straße erreicht hatten, erschienen zusätzlich zwei Panzerspähwagen auf der Bildfläche. 300 Meter vor dem Bahnübergang bezogen die Amerikaner Kampfstellungen in Richtung Burgbernheim. Die beiden Panzerspähwagen näherten sich mit aufgesessener Infanterie in schneller Fahrt Burgbernheim. Bei der Ortseinfahrt Windsheimer Straße lief den Amerikanern der Schmiedemeister Michael Eckert in die Arme, der gerade im Begriff war, seine Feuerwehruniform in einer Feldscheune zu verstecken. Die US-Soldaten zwangen den verdatterten Schmied kurzerhand, auf eines ihrer „Scout Cars“ aufzusitzen und ihnen den Weg zu zeigen. Vor dem Rathaus stoppten die Fahrzeuge, die Infanteristen sprangen ab und umstellten das Amtsgebäude. Als sie sich davon überzeugt hatten, dass sich niemand im Rathaus aufhielt, musste sie Eckert zur Privatwohnung des Bürgermeisters führen. NS-Bürgermeister und NSDAP-Ortsgruppenleiter Hans Lehnbeuter befand sich allerdings mit seiner Familie in einem Splittergraben im Kellersgarten.
Amerikaner nahmen den Bürgermeister fest
Nachdem ihn der Schmiedemeister dort ausfindig gemacht und von der Lage in Kenntnis gesetzt hatte, machte sich der Bürgermeister auf den Weg in Richtung seines Hauses, wo er von den Amerikanern festgenommen wurde. Die Spähwagen fuhren nebst Infanteristen und Bürgermeister zurück zur Kampfstellung. Nach einer kurzen Lagebesprechung machten die Panzerfahrzeuge kehrt und rollten auf der Windsheimer Straße in Richtung Reichsstraße 13. Bürgermeister Lehnbeuter wurde nach Schwebheim in ein landwirtschaftliches Anwesen gebracht, wo ihn ein Offizier der US-Armee mit Hilfe eines Dolmetschers einem mehrstündigen Verhör unterzog. Zwischenzeitlich hatten die Amerikaner die kriegsgefangenen Polen, die in Burgbernheim als Landarbeiter eingesetzt waren, aus ihrer Unterkunft im ersten Stock des „Spritzenhauses“ befreit und ihre Aufpasser gefangen genommen. Kurz vor dem Eintreffen der Panzerspähwagen feuerten die Panzer einige Granaten auf Burgbernheim ab. Dabei wurde der Landwirt Friedrich Wirth nahe der Molkerei durch Granatsplitter getötet. Ein deutsches Geschütz, das auf der Ermetzhöfer Höhe Stellung bezogen hatte, schoss über Burgbernheim hinweg auf US-Truppenteile hinter Hochbach.
Innsbrucker Gebirgsjäger gingen an der Hauptkampflinie in Stellung
In der Nacht vom 13. auf den 14. April bezogen Einheiten eines schweren Gebirgsjägerregiments aus Innsbruck Stellung im Bereich der Hauptkampflinie entlang der Bahnlinie Treuchtlingen-Würzburg. Im Keller des Markgrafenbaus beim Wildbad richteten die Gebirgsjäger einen Bataillonsgefechtsstand ein. Von dort verlegten sie Feldtelefonleitungen zu den Kompaniegefechtsständen im Steinbruch am Himmelfahrtsberg, im Henningerskeller und im Bahnposten oberhalb des Rückertstals. Zum Schrecken der betroffenen Besitzer nistete sich auch ein Zug Gebirgsjäger in verschiedenen Scheunen und Anwesen in Burgbernheim ein.
Burgbernheim unter Beschuss der eigenen Truppen
Am Samstag, 14. April, rollten gegen 17 Uhr amerikanische Panzerfahrzeuge mit aufgesessener Infanterie aus Richtung Mörlbach, Hochbach und Windsheimer Straße auf Burgbernheim zu. Die Infanteristen saßen etwa einen Kilometer vor der Ortschaft ab, schwärmten seitlich in Schützenlinie aus und bildeten so eine geschlossene Angriffswelle. Da sie auf keinerlei Widerstand stießen, war es für sie ein leichtes, von allen Seiten in Burgbernheim einzudringen. Bei dem aus Richtung Windsheimer Straße anrückenden US-Verband befand sich Bürgermeister Hans Lehnbeuter. Er wurde bei Schmiedemeister Eckert abgesetzt. Die im Ort befindlichen Gebirgsjäger ergaben sich den Angreifern widerstandslos. Auch einige Wehrmachtsoffiziere, die sich zu diesem Zeitpunkt in Burgbernheim aufhielten, wurden gefangen genommen. Während der Erstürmung durch die Amerikaner wurde Burgbernheim von den Gebirgsjägern mit Granatwerfern unter Feuer genommen. Beschädigte Gebäude und verletzte Zivilisten waren die Folge. Bürgermeister Lehnbeuter, der bei seinem Verhör angegeben hatte, Burgbernheim sei frei von deutschen Truppen, geriet bei den Amerikanern in ein schiefes Licht. Obwohl er dem verantwortlichen Offizier klarzumachen versuchte, dass er vom nächtlichen Eintreffen des Gebirgsjägerregiments schließlich nichts gewusst haben könne, nahmen ihn die Amerikaner wieder mit nach Schwebheim. Am 17. April brachte der Einheitsführer Lehnbeuter persönlich nach Burgbernheim zurück und erlaubte ihm sogar bis auf weiteres seine Dienstgeschäfte auszuüben.
Waffen, Fotoapparate und Hakenkreuzfahnen mussten abgegeben werden
Unmittelbar nach der Teileroberung von Burgbernheim ließen die Amerikaner durch den Amtsboten Georg Schmidt bekannt geben, dass sämtliche Waffen samt Munition, Fotoapparate, Feldstecher und Hakenkreuzfahnen unverzüglich im Rathaus abzugeben seien. Ferner müsse jedes Haus mit einem augenfälligen Zeichen der Kapitulation in Form eines weißen Tuchs versehen werden. Noch während die Leute diesem Befehl nachkamen, deckten die Gebirgsjäger Burgbernheim erneut mit Granatwerferfeuer ein. Eine Granate krepierte auf dem Marktplatz. Ein US-Soldat wurde getötet und einige seiner Kameraden schwer verwundet. Nachdem alle Häuser durchsucht worden waren, erließen die Amerikaner ein Ausgangsverbot.
Artillerieduell über die Dächer des Marktfleckens hinweg
Im weiteren Verlauf der Kampfhandlungen trugen Deutsche und Amerikaner über die Dächer des Marktfleckens hinweg ein lebhaftes Artillerieduell aus. Es erwies sich als ein wahrer Glücksfall für Burgbernheim, dass sich Stabsoffiziere der Wehrmacht bei der Festlegung der Hauptkampflinie nicht für den Kapellenberg, sondern für die Bahnlinie am Fuße der Frankenhöhe entschieden hatten. Da der Ort nach der Gefangennahme der etwa 25 Gebirgsjäger nur noch Zivilpersonen beherbergte, sahen die Amerikaner von einem Bombardement aus der Luft ab. Ein Teil der Bevölkerung hatte in den Mühlen und in den Felsenkellern Zuflucht gesucht. Dies war in beiden Fällen keine gute Entscheidung. Die Mühlen wurden als erste Objekte vorn Feind besetzt und die Keller, die als Kompaniegefechtsstände und Stützpunkte der Hauptkampflinie dienten, lagen im Hauptfeld des Beschusses. Am Sonntag, 15. April, war Burgbernheim wieder feindfrei. Die US-Einheiten hatten sich wieder in ihre Ausgangsstellungen zurückgezogen. Doch um 17 Uhr kehrten sie zurück und drangen bis zur Äußeren Bahnhofstraße vor. Dieses Mal brachten sie im Rathaus nicht nur ihre Führungsstäbe unter, sondern richteten auch ein Hilfslazarett und eine Verpflegungsstelle ein. Das historische Gebäude diente den US-Streitkräften als Kommandozentrale für den Einsatz zur Eroberung und Überwindung der Frankenhöhe in diesem Frontabschnitt. Das Sperrfeuer, mit dem die deutschen Truppen den Markt erneut belegten, verursachte wiederum Sach- und Personenschäden. In der Nacht vom 15. auf den 16. April beschossen die Amerikaner die deutschen Stellungen aus allen Rohren. Ihre Gegner, die sich am Himmelfahrtsberg, im Taubennest, am Kniebrecher, im Prösselbuck und in anderen Gemarkungen der Burgbernheimer Flur eingegraben hatten, verfügten, wie sich später herausstellte, über große Mengen Munition.
US-Infanteristen stürmten deutsche Stellungen
In den Nachmittagsstunden 16. April setzte US-Infanterie konzentrisch von Burgbernheim, Steinach und Gallmersgarten zum Sturm auf die deutschen Stellungen an. Die Gebirgsjäger lieferten den Angreifern ein mehrstündiges heftiges Gefecht. Als die Übermacht immer erdrückender wurde, gaben die Deutschen den Widerstand auf und zogen sich unter Zurücklassung von Waffen und Ausrüstung in südlicher Richtung zurück. Damit hatte die US-Armee den Steilabfall der Frankenhöhe überwunden. Nach viertägiger Unterbrechung kam der amerikanische Vormarsch wieder in Fluss. Über einen längeren Zeitraum hinweg rollten Tag und Nacht US-Konvois durch die Straßen von Burgbernheim in Richtung Steige. Während der Kampfhandlungen erfolgte auch ein Bombenangriff auf eine vermeintliche deutsche Stellung im Wäldchen beim Bahnposten. Dem beherzten Bahnbediensteten Geißberger gelang es, einen Waldbrand zu verhindern. Die tatsächliche Zahl der deutschen und amerikanischen Soldaten, die im Verlauf dieser vier schicksalsschweren Tage ihr Leben lassen mussten, ist nicht bekannt.
Kampf um das Wildbad
Am gleichen Tag, an dem das Gefecht um die Frankenhöhe war, eroberte am 16. April eine amerikanische Stoßsäule das von deutschen Truppen besetzte Wildbad Burgbernheim. Im Markgrafenbau befand sich der Bataillonsgefechtsstand. Wildbadbewohner behaupten, es sei dort auch ein höherer Stab (Divisionsstab) untergebracht gewesen. Der Wildbadpächter Nützel will bis zu 250 Artillerieeinschläge um das Wildbad herum gezählt haben. Die Umgebung des Wildbads war ebenfalls mit Schützenlöchern ausgebaut, die bis zur Bergkante des Birkensumpfes reichten. Auch beiderseits der Steige auf der Höhe waren Schützenlöcher ausgehoben, um die Steige unter Feuer halten zu können. Verschiedentlich waren im Walde durch Fällen von kräftigen Bäumen Panzer und Fahrzeugsperren von deutschen Truppen angelegt, so an der Steige selbst und kurz vor dem Wildbadpavillon.
Die Kämpfe im Wildbad spielten sich nach Berichten von Augenzeugen (Wildbadpächter Nützel und Bankbeamter Max Merkel) wie folgt ab: Vom Tiefenbach her kamen nicht übermäßig viele Amerikaner. Das Wildbad wurde von deutschen Truppen verteidigt, vermutlich nur Stabssoldaten. Die beiderseitige Aufregung war groß. Ein deutscher Soldat suchte Schutz in der Wildbadscheune. Sie wurde von den Amerikanern in Brand geschossen und der deutsche Soldat kam um. In der Aufregung wussten die deutschen Soldaten manchmal nicht, wohin sie schießen sollten. So soll der deutsche Kampfleiter geschrieen haben: „Gebt doch Obacht, damit ihr nicht unsere eigenen Leute erschießt!“ Ein deutscher Soldat wurde vor dem Eingang zum Wirtschaftsbau schwer verwundet. Er lag auf dem Pflaster und verblutete. Die Amerikaner hatten unterdessen das Gebäude besetzt und Posten an den Fenstern genommen. Sie schossen auf jeden, er sich zeigte. Die Zivilisten des Wildbads hatten Zuflucht im Keller des Billardbaus gesucht.
Drei tote Soldaten und eine abgebrannte Scheune
Die im Wildbad gefallenen drei deutschen Soldaten wurden von den Wildbadbewohnern in 50 Meter westlich vom Wildbad an der Tiefenbachkante bei der Wildbadwiese begraben. Außer der abgebrannten Scheune entstand kein Brand im Wildbad. Auch wurde es von den vielen Granateinschlägen verschont, bis auf das südöstliche Eck des Badhauses und ein Durchschuss durch die nordöstliche Ecke des Markgrafenbaues, wodurch die Stiege beschädigt wurde. Fensterscheiben waren teilweise zertrümmert.