Kein anderes politisches Symbol hat in Deutschland eine so starke Verbreitung gefunden wie das Hakenkreuz zwischen 1933 und 1945. Für die Deutschen war das Hakenkreuz im Alltag allgegenwärtig. Es prangte in Stein gemeißelt von Gebäuden, auf Briefen der NSDAP und des Staates, auf Stoff gedruckt auf Fahnen und auf Papier-Fähnchen, es leuchtete als Kitsch am Weihnachtsbaum ebenso wie hoheitlich im Kranz, den der Adler in seinen Krallen hielt. Das Hakenkreuz vereinte Jung und Alt, Staat und Partei, Verbrechen, Mord und Antisemitismus. Friedrich W. Doucet in „Im Banne des Mythos“: „Bei den Menschen erweckt das Hakenkreuz heute noch schauervolle Erinnerungen. Es wurde für sie zum Symbol der Zerstörung und Vernichtung.“
Als Sonnenzeichen schon in der Frühzeit bekannt
Das Wort Swastika setzt sich im Sanskrit aus den Silben su- („gut“) und asti (Substantiv zum Verb as- „sein“) zusammen. Es bedeutet so viel wie „das, was gut ist“: In verschiedenen Ausformungen ist es seit der asiatischen Frühgeschichte ein Heils- und Glückszeichen. Als Sonnensymbol kam es auch in der germanischen Volkskunst vor. Während im englischen und französischen Sprachraum der Sanskritbegriff Swastika auch für völkische und nationalsozialistische Hakenkreuze verwendet wird, ist er im Deutschen nicht gebräuchlich.
In der Romantik entdeckte die Turnerbewegung das Sonnensymbol als Zeichen „ihres Bekenntnisses zum Deutschtum“ neu. Durch die Theorien des österreichischen Anthropologen Guido von List fand es Ende des 19. Jahrhunderts als „arisches“ Symbol für die „Reinheit des Blutes“ Verbreitung in Deutschland. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts diente das Hakenkreuz völkischen Gruppierungen als Ausdruck ihres aggressiven Nationalismus und Antisemitismus. Als Manifestation ihrer politischen Haltung trugen es Angehörige rechtsextremer Freikorps 1918/19 im Baltikum und während des Lüttwitz-Kapp-Putsches im März 1920 auf ihrem Stahlhelm.
Wie kam das Hakenkreuz zum Nationalsozialismus?
Adolf Hitler übernahm das Hakenkreuz für die NSDAP aus den von Lanz herausgegebenen „Ostara“-Heften. Persönlich entwarf er die Hakenkreuzfahne: „Im Rot sehen wir den sozialen Gedanken der Bewegung, im Weiß den nationalistischen, im Hakenkreuz die Mission des Kampfes für den Sieg der arischen Menschen.“
Am 7. August 1920 wurden Hakenkreuz und Hakenkreuzfahne auf einer Tagung der Partei in Salzburg zum Mittelpunkt des Fahnenkults der NSDAP erklärt. Nach der Machtübernahme 1933 rückte die Hakenkreuzfahne neben der schwarz-weiß-roten in den Rang einer Reichsflagge. Am 15. September 1935 wurde sie im Rahmen der „Nürnberger Gesetze“ zur alleinigen Nationalflagge erklärt. In genormter Form wurde das Hakenkreuz von allen Parteigliederungen und staatlichen Einrichtungen verwendet. Um den schnell aufgekommenen Hakenkreuz-Kitsch einzudämmen, wurde bereits 1933 ein „Gesetz zum Schutz der nationalen Symbole“ erlassen. Denn man fand das Hakenkreuz u. a. auf Weihnachtskugeln und Christbaumspitzen, Eierbechern, Tassen und Tellern, Blumenvasen, Osterhasen, Lebensmittelverpackungen sowie als aufgehende Sonne über der Stadt auf Postkarten. Bis zum Ende des Dritten Reiches 1945 war die Bevölkerung an nationalen Feiertagen zum Flaggen der Hakenkreuzfahne verpflichtet.
NS-Symbolik: SS-Runen hatten die Bedeutung, das Geheimnis zu bewahren
Außer dem Hakenkreuz waren noch zwei weitere NS-Symbole von suggestiver Wirkung: Die Si(e)g-Rune der SS und der „Hitlergruß“. – Richtig heißt das SS-Zeichen „Sig-Rune“, bezieht sich also nicht auf den Sieg, wie dies die Nationalsozialisten umdeuteten, sondern auf die Sonne. Das Wort stammt aus dem althochdeutschen „Sigill“, dem heutigen Wort „Siegel“ – nicht in der Bedeutung einer Echtheitsbestätigung, sondern eines Geheimnisses. Die „Sig-Rune“ wurde von der SS in ihrer doppelten Form verwendet. Mit dem SS-Zeichen wurden auch eigene Schreibmaschinen-Typen eingeführt. Im heutigen Deutschland ist die SS-Rune in jeder Variation verboten. – Friedrich W. Doucet schreibt in seinem bereits erwähnten Buch „Im Banne des Mythos”:
„Die aufrecht stehende Rune bedeutet die Sonne in ihrem höchsten Stand. Eine
ist eine so genannte Binde-Rune. Wer ihren Sinn kennt, ist an das Geheimnis gebunden. Das ist auch der tiefere Sinn der SS-Runen, dass sie ihre Träger verpflichteten, das Geheimnis des SS-Ordens zu bewahren.“
Der Hitlergruß sollte eine segnende Geste sein – Viele kleine Führer
Zum Führerkult gehörte auch der Führergruß „Heil Hitler“, dem ebenfalls eine symbolische Bedeutung und eine „nicht zu unterschätzende symbolische Wirkung“ zukommt (Friedrich W. Doucet). Er ähnelt dem „Ave“ der Cäsaren, dem Ruf „Es lebe der König“ und dem „Vivat“ der Diktatoren. In all diesen Rufen drückt sich der Wunsch der Massen nach einem gesunden und starken Herrscher aus. Das deutsche Wort „Heil“, das in der christlichen Dogmatik, woher der Wortgebrauch stammt, die Bedeutung des Heilens und Erlösens hat, bedeutet auch so viel wie Errettung. Eingeführt wurde der Hitlergruß als äußeres Zeichen zur Respektierung des „Führers“ und des Wunsches, ihm möge Ganzheit im Sinne von körperlicher und geistiger Vitalität sein. Die dazugehörige Erhebung des rechten Armes zum Gruß ist eine Geste des Segnens und einer priesterlichen Autorität. Darin kommt bereits die mystische Überhöhung zum Ausdruck. Unter den Nationalsozialisten war dieser „segnende“ Gruß allerdings nicht nur dem Führer zugedacht, sondern darüber hinaus „segneten“ sich die Nationalsozialisten gegenseitig. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 durch Militärangehörige wurde der Hitlergruß auch in der Wehrmacht eingeführt. Der Hitlergruß sollte als Symbol des auserwählten und zur Herrschaft berufenen Volkes verstanden werden. Das führte im Volksmund zu dem Begriff von den „vielen kleinen Hitlers“. Psychologisch gesehen sollte dies eine unbewusste oder mystische Identifikation mit dem „Führer“ bedeutet. Allerdings hing dem Hitlergruß auch das Symptom einer Bewusstseinsinflation an (Kollektivneurose) und entfaltete so einen negativen Aspekt.
Im Nachkriegsdeutschland und in der Bundesrepublik verboten
Mit dem alliierten Kontrollratsgesetz Nr. 2 wurden sämtliche nationalsozialistischen Organisationen aufgelöst und verboten. Bis heute ist nach § 86 Abs. 1 Nr. 4 StGB das Verwenden und Abbilden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, darunter das Hakenkreuz, unter Strafe gestellt, wenn es nicht zum Zweck der Aufklärung, der historischen Dokumentation oder der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen geschieht (siehe „Das Zeigen von NS-Symbolen ist als Verfassungsschutzdelikt verboten”).
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Quellen: Friedemann Bedürftig „Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg. Das Lexikon“, Piper München Zürich 2002. – Wikipedia, Online-Enzyklopädie. – Nach Friedrich W. Doucet „Im Banne des Mythos. Die Psychologie des Dritten Reiches“, Bechtle 1979.