Von Wolf Stegemann
Einer, der es gut verstand, den „Fränkischen Anzeiger“ durch die für viele Zeitungen politisch gefährlichen Klippen der Jahre des Nationalsozialismus zu steuern, war Hans Schneider vom Verlag und von der Buchdruckerei Gebr. Schneider. Er war Prokurist und, wie man in der NS-Zeit sagte, Hauptschriftleiter (Chefredakteur) des „Fränkischen Anzeigers“. Ab 1936 war es Willi Junker. Der Verleger brauchte nicht zu fürchten, dass seine Zeitung entweder zeitweise verboten oder gar ganz eingestellt werden konnte, denn er gab weder der NSDAP in Rothenburg noch den übergeordneten Parteifunktionären oder der Gestapo dazu Anlass. Der „Fränkische Anzeiger“ war nicht nur dem NS-Regime so eng angepasst, dass – bildhaft gesagt – kein Zeitungsblatt dazwischen passte, bei der Durchsicht der Zeitungsbände gewinnt man schnell den Eindruck, Partei und Zeitung waren eins.
Wenn der Redakteur von „wir“ oder „uns“ schrieb – das tat er oft – dann war damit nicht nur die Redaktion, die Zeitung oder der Verlag gemeint, sondern in diesem Plural auch die NSDAP. Damit hatte die Zeitung ihre journalistische Abgrenzung zum Ereignis, über das geschrieben wurde, aufgegeben und verwischt für den Leser eine klare Standortbestimmung der Textbeiträge. So war das damals auch andernorts. Allerdings könnte die Frage aufkommen, ob das „Wir“ tatsächlich in allen Fällen das Wir mit der NSDAP war oder vielmehr das Wir mit einer vereinnahmten „Volksgemeinschaft“. Vermutlich beides.
Das von der NS-Regierung erlassene Schriftleitergesetz verengte den Rahmen journalistischer Initiative beträchtlich und trimmte die Zeitungen auf nationalsozialistische Linie. Natürlich hatten die Redakteure und Verleger dennoch Spielraum für eigenes Engagement, so sie nicht gegen die Partei schrieben. Propagandaminister Goebbels erkannte schon bald, dass Zeitungsleser auf die inhaltliche Gleichschaltung der Berichterstattung in den Zeitungen mit Abonnement-Kündigungen reagierte und lockerte ein wenig die Vorschriften innerhalb der vorgeschriebenen Tendenz (siehe nachfolgenden Artikel: „Wie konnte Meinungs- und Pressefreiheit im Nationalsozialismus funktionieren? Gar nicht! Es gab tägliche Anweisungen aus dem Reichspropagandaministerium“).
Die Heimatzeitung wehrte unangenehme Konkurrenz erfolgreich ab
Dieser Eindruck der „Wir“-Gemeinschaft der Zeitung mit der Partei gewinnt Bestätigung, liest man die Artikel unter den propagandistisch aufgeblähten Überschriften, schaut, was im Impressum steht und liest auch, was Redakteur und Verleger über ihre Zeitung immer wieder veröffentlichten. Mit ihrer NS-Propaganda diente sich die Zeitung einerseits der stark überwiegenden nationalsozialistischen Leserschaft an (heute sagt man dazu Leser-Blatt-Bindung) und andererseits dem NSDAP-Ortsregime. Als 1934 die Nürnberger Gauzeitung „Fränkische Tageszeitung“ in Rothenburg Fuß fasste, kam es zu einem heftig auflodernden Konkurrenzkampf. Das neue Blatt war das offizielle Organ des Gaus Franken der NSDAP. In der Unternehmensgeschichte „100 Jahre Schneider’sche Buchdruckerei“ (1966) steht:
„Mit Pauken und Trompeten ging die ,Fränkische Tageszeitung’ […] daran, ihre Stellung zu kräftigen und zu festigen. Es war natürlich klar, dass die Partei und ihre Organisationen ihre Verlautbahrungen zunächst nur in der Parteizeitung vornahmen.“
Der Kampf zwischen der offiziellen Gau-Zeitung und dem „Fränkischen Anzeiger“ wurde immer heftiger. Gauleiter Julius Streicher wollte seine Gau-Zeitung in Rothenburg etablieren. Das Gau-Presseamt der NSDAP in Nürnberg versuchte, die Verlagsrechte des „Fränkischen Anzeigers“ zu erwerben, was dieser ablehnte. Daraufhin wurde der Heimatzeitung verboten, Berichterstatter in Versammlungen mit dem Gauleiter zu schicken. Denn das Primat der Berichterstattung über Gau-Angelegenheiten sollte der Gau-Zeitung zustehen. Auch das Angebot aus Nürnberg, für die Verlagsrechte eine „horrenden Summe“ zu zahlen, schlugen die Verleger Schneider aus.
Dass die „Fränkische Tageszeitung“ mit dem Stammhaus in Nürnberg von der Partei massiv unterstützt wurde, macht sich auch im Umgang der Werber für das in Rothenburg neu etablierte Blatt bemerkbar. Am 3. Dezember 1935 beschwerte sich die Rothenburgerin Frau Hansmann von der Rosengasse 22 beim Kreisleiter über die rüden Methoden des Zeitungswerbers Müller. Frau Hansmann gab zu Protokoll, wie sich der Werber bei ihr einführte:
„Ich komme im Auftrag der Kreisleitung. … Wenn Sie die Zeitung nicht bestellen, so kann es möglich sein, dass Ihr Mann von Brot kommt. … Auf meinen Vorhalt, dass wir die hiesige Zeitung schon immer lesen und auch lesen müssen, erklärte er ,Sie können nicht ausweichen.’ Eine Bestellung auf ein Viertejahr erklärte der Werber als nicht möglich, es müsse mindestens die Zeitung auf ein halbes Jahr bestellt werden, um den guten Willen zu sehen. Das Auftreten und der ausgeübte Zwang waren so, dass ich selbst weinen musste, als ich die Unterschrift leistete. Notgedrungen unterschrieb ich den Bestellzettel auf ein halbes Jahr. Es wäre mein Wunsch, von der Unterschrift entbunden zu werden, da ich unmöglich das Geld für zwei Zeitungen aufbringen kann. Vorstehende Ausführungen bestätige ich hiermit: Unterschrift Hansmann.“
Wie diese Angelegenheit weiterging, darüber gibt es keine Hinweise im Staatsarchiv Nürnberg. Um im Konkurrenzkampf bestehen zu können, scheint der „Fränkische Anzeiger“ noch einmal der Partei ein Stück näher gerückt zu sein und betonte bei jeder Gelegenheit, dass der Nationalsozialismus eine „Herzensangelegenheit“ der Heimatzeitung sei. Am 8. April 1934 erschien im „Fränkischen Anzeiger“ eine Anzeige des Verlags in eigener Sache, wo er sich gegen „Lügen“ und „niedrige Verleumdung“ der Gau-Konkurrenz und ihrer angeblich unlauteren Werbemethoden zur Wehr setzte. Im Text der Anzeige bekannte sich der Schneider-Verlag offen zum Nationalsozialismus: Wir sind
„Nationalsozialisten, die für Wahrheit, Recht und Ehre kämpfen und die freudig und gerne an dem weiteren Ausbau und an der Festigung der großen nationalsozialistischen Bewegung arbeiten…“
Solche Töne mochten den Rothenburger NSDAP-Führern gut gefallen haben. Ausschlaggebend für eine Regelung im Sinne des „Fränkischen Anzeigers“ war die Einmischung des bayerischen Ministerpräsidenten Ludwig Siebert, der von 1908 bis 1919 Bürgermeister in Rothenburg war. Wohl hinter den Kulissen bewirkte er, dass der „Fränkische Anzeiger“ als „alleiniges Presseorgan der Stadt anerkannt“ wurde. Das Lob des Ministerpräsidenten für die Heimatzeitung drückte die Zeitung natürlich ab:
[Die Heimatzeitung ist] „ein tätiger und wesentlicher Mitarbeiter an der Gesundung deutschen vaterländischen Denkens und Handelns und damit am Wachsen und Werden des Nationalsozialismus.“
Auseinandersetzung mit Ernst Unbehauen offen ausgetragen
Eine andere öffentlich in der Zeitung ausgetragene Auseinandersetzung hatte der „Fränkische Anzeiger“ im April 1935 mit den Rothenburger Kunstschaffenden Ernst Unbehauen. Die Zeitung meldete, dass Ernst Unbehauen seinen städtischen Dienst in Rothenburg gekündigt hatte, um in den Dienst der Maler-Schule in Nürnberg einzutreten. Mit dieser Meldung verband die Zeitung sogleich eine Art „Nachruf“, in dem die Verdienste des antisemitischen Künstlers für Rothenburg aufgelistet waren. Vier Tage später warf Ernst Unbehauen der Zeitung „falsche Berichterstattung“ vor. Er wolle gar nicht wegziehen. – Der „Fränkische Anzeiger“ hatte sich bei dieser angeblichen „Falschmeldung“ auf eine Meldung der Gau-Zeitung „Fränkische Tageszeitung“ in Nürnberg (Nr. 88/1935) berufen, gegen die sich nun der journalistische Groll entlud. Hin und wieder schrieb der „Fränkische Anzeiger“ in eigener Sache, wobei er sich lobte, wie nationalsozialistisch ersei. Voller Stolz berichtete der „Fränkische Anzeiger“, dass er schon lange vor 1933 den Nationalsozialismus vertreten hatte. Von daher passt die Zeitung zum damals stark nationalsozialistisch und antisemitisch geprägten Rothenburg ob der Tauber, wo schon 1920 die Synagoge in der Herrngasse mit Hakenkreuzen beschmiert wurde und die Zeitung dies als „Lausbuben-Streich“ hinstellte. Auffallend ist, dass der „Fränkische Anzeiger“ in seiner Berichterstattung ab Ende 1923, spätestens in der Ellendt-Berichterstattung, jede Objektivität aufgegeben hat und der Hitler-Bewegung immer mehr Platz auf den Seiten einräumte und im Ton die Nationalsozialisten hofierte.
Nationalsozialisten hatten ein eigenes Verständnis von Ehre und Wahrheit
Beim Lesen der Verlautbarungen und wiedergegebenen Redetexte von Führern der NSDAP fällt auf, dass stets – und das ist keine Übertreibung – die Wortpaarung „ehrlicher Nationalsozialist“, „anständiger Nationalsozialist“, „aufrichtiger Nationalsozialist“ verwendet wurden, als ob mitgeteilt werden wollte, dass Nationalsozialisten auch das Gegenteil sein könnten. In diesen Jargon verfiel auch der „Fränkische Anzeiger“. Er nahm für sich in Anspruch, wie oben angemerkt, nationalsozialistisch und „ehrlich“ zusein, der wahrheitsgemäß „für die Ehre“ kämpfe. Nur, und das wussten auch damals Zeitgenossen, hatten die Nationalsozialisten ein anderes Verständnis von Ehre und Wahrheit. Adalbert von Chamissos Ausspruch „Lügen wie gedruckt“ fand im Pressewesen des Dritten Reiches seine Bestätigung. Dem nationalsozialistischen Verständnis von Journalismus passte sich die Schriftleitung des „Fränkische Anzeigers“ an, dessen Berichterstattung während des Dritten Reichs ebenso hohl, pathetisch und antisemitisch war. Spaltenlang, manchmal drei- oder vierspaltig, wurden Ereignisse der Partei mit Übertreibungen wiedergegeben, so wie sie die Parteiredner von sich gegeben hatten. Das betraf alle Ereignisse, ob Straßeneinweihung oder Stadtjubiläen, Alten-Nachmittage oder Ausstellungseröffnungen, Begrüßung von Touristen oder Paradieren von Uniformträgern. In der Politik hatten Phrasen das Sagen. Und es war alles politisch. Hier in der fränkischen Provinz ebenso wie im bayerischen München oder hauptstädtischen Berlin.
Zeitung veröffentlichte nach wie vor Kirchen-Informationen
Informativ war die Zeitung im Ankündigungsteil. Da stand dann, wie das Wetter wird, warum der Mai so heißt, welche Ärzte und Apotheken Dienst haben, wann die Sonne untergeht und anderntags wieder auf, wie viel Pfennige Möhren und das Pfund Schweinefleisch kosten, wo und wann Viehmärkte sind, welcher Film im Kino läuft und wann sich die Hitlerjugend oder andere NS-Gliederungen treffen. Und noch eins fällt auf. Kirchlichen Ankündigungen wurde weiterhin stets ein breiter Raum gegeben und detailliert Gottesdienste angekündigt, informativ und oft spaltenlang auf kirchliche Feste eingegangen und über deren christliche Hintergründe informiert. Vielleicht liegt dies daran, dass es unter der nationalsozialistischen Leserschaft auch Kirchgänger gegeben hat. Beispielsweise protestierten Eltern vehement, als Pfarrer aus dem Religionsunterricht der Schulen abgezogen werden sollten und zum Teil auch wurden. Und als 1938 Dekan Rudolf Friedrich Jelden verhaftet werden sollte, warnten ihn nationalsozialistische Christen, so dass der Kreisleiter von der Festnahme Abstand nahm. Solche Informationen waren in der Zeitung allerdings nicht zu finden.
Der „Fränkische Anzeiger“ auch „Amtliches Verkündungsblatt der NSDAP“
Nach 1933 bemühte sich der Verlag, möglichst viele ganzseitige Informationsblätter der NSDAP-Gliederungen als Beilage in regelmäßigen Abständen unterbringen zu können, wie sie es schon lange mit der Beilage des Vereins Alt-Rothenburg „Die Linde“ tat – bis heute. Beispielsweise erschien für die Bezirksbauernschaft das offizielle Mitteilungsblatt „Ähre und Schwert“, für die Hitlerjugend „Der Gralswächter der germanisch-deutschen Revolution deutscher Kultur-Sitte christl. Glaubens“ und für das die Pimpfe der HJ „Jungvolk“. Auch bemühte sich der Verlag, amtliches Organ von Behörden zu werden. Im März 1933 hieß die Zeitung im Untertitel noch „Rothenburger Tagblatt, Zeitung für das bayerische u. württembergische Franken, Amtsblatt für den Stadtrat, das Bezirksamt und das Amtsgericht Rothenburg ob er Tauber“, 1934 wurde der Schriftzug des Zeitungskopfes in die von den Nationalsozialisten geliebte Fraktur geändert und hieß „Rothenburger Amtsblatt, Zeitung für das bayerische und württembergische Franken“, 1935 war der „Fränkische Anzeiger“ das „Veröffentlichungsblatt sämtlicher Behörden von Stadt und Bezirk Rothenburg o. Tbr. – Alteingeführte, aktuelle Tages-Zeitung für das Heimatgebiet im westlichen Franken“ und 1937 firmierte das Blatt im Untertitel als „Amtliches Verkündungsblatt der NSDAP und der Behörden im Kreise Rothenburg o. Tbr. – Tageszeitung für das Heimatgebiet im westl. Franken“. Offensichtlich hat zum NSDAP-Verkündungsblatt der neue Chefredakteur des „Fränkischen Anzeigers“ beigetragen, nachdem Hans Schneider 1936 diese Funktion wegen eines Augenleidens aufgegeben hatte, stand aber noch als stellvertretender Hauptschriftleiter im Impressum.
Durch Modernisierung erhielten Abonnenten die Zeitung in aller Frühe
Nachfolger Willhelm Johann (Willi) Junker war als NSDAP-Funktionsträger zugleich „Kreispresseamtsleiter des Fränkischen Anzeigers“ in der NSDAP-Kreisverwaltung. Was auch immer das für eine Funktion gewesen sein mochte. Auch diese sonderbare „Personalunion“ ist ein weiterer Beleg für die Einheit von Partei und Zeitung, die immer mehr zum „Befehlsempfänger“ wurde. Eine solche intensive Einheit zwischen einer privat betriebenen Zeitung und der Partei war andernorts selten. Sie war vom Propagandaministerium bzw. vom Gau-Presseamt wohl gewünscht, aber nicht unbedingt gefordert, auch wenn man darauf achtete, dass die Zeitung sich an die vom Propagandaministerium aufgestellten Regeln, die im Schriftleitergesetz standen, und an vorgegebene Überschriften und Textplatzierungen im überregionalen Teil hielt. Da passte auch die Gestapo auf. In den zeitlichen Rahmen des Ausscheidens Schneiders gehört die Modernisierung der technischen Herstellung der Zeitung mit eigener Klischeeanstalt. So konnten die Leser die Zeitung am Erscheinungstag bereits „in aller Frühe“ des Tages zugestellt bekommen und nicht erst am Nachmittag oder frühen Abend. Dies teilte der Verlag den Lesern in einer Anzeige vom 21. September 1936 mit, nicht ohne den kernigen Spruch: „Der Fränkische Anzeiger, die gut geleitete, aktuelle Heimatzeitung marschiert mit dem Volk für Deutschlands Zukunft!“ Aktuell war die Zeitung immer. Formulierungen in den Artikeln wie „gestern Abend“ oder „gestern in den Morgenstunden“ belegen das.
Werbung für Julius Streichers antisemitischen „Stürmer“
Rothenburgs „Fränkischer Anzeiger“ hatte – vielleicht aus einer Mischung aus Überzeugung und Selbsterhaltungstrieb heraus – den Stil einer offiziellen Parteizeitung angenommen, wie ihn beispielsweise der „völkische Beobachter“ pflegte. Nicht oft, aber hin und wieder, machte der „Fränkische Anzeiger“ für das von Julius Streicher herausgegebene antisemitische Hetzblatt „Der Stürmer“ in dessen Manier Reklame. Streicher war Ehrenbürger der Stadt. Solche in Text und Bild bösartigen Inserate sind allerdings sehr selten im „Fränkischen Anzeiger“ zu sehen, hetzende antisemitische Berichterstattung dagegen war fast täglich zu lesen.
Am Tag der Bombardierung erschien die letzte Ausgabe
Während des Krieges beging die Zeitung 1942 „in aller Stille“ ihr 75-jähriges Bestehen. Die Papierzuteilung wurde immer schwieriger. Das große Zeitungssterben begann. Kirchenblätter und Zeitungen, die der Partei nicht besonders genehm waren, wurden eingestellt. In Rothenburg beispielsweise das „Evangelische Sonntagsblatt aus Bayern“. In jeder Stadt durfte nur noch eine Zeitung bestehen bleiben. In Rothenburg natürlich der „Fränkische Anzeiger“, der allerdings immer dünner und auf schlechtem Papier gedruckt wurde. Manchmal hatte er nur vier Seiten. Das vorläufige Ende kam am 31. März 1945. Dazu die Chronik von 1966:
„Noch bevor der allgemeine Zusammenbruch eintrat (kam) es schon hier zum Ende allen Daseins, als am 31. März 1945 die halbe Stadt Rothenburg durch einen Bombenangriff zerstört wurde. Durch den Ausfall des Stromes war auch die Buchdruckerei Schneider, obwohl sie den Bombenangriff überstand, zur Untätigkeit verdammt. Ruhe kehrte in den sonst von geschäftigtem Leben erfüllten Räumen ein. Am 31. März 1945 erschien die letzte Ausgabe des ,Fränkischen Anzeigers’. Sie war gerade in den Häusern zugestellt, als der Angriff begann, der dann das Schicksal der Zeitung – zunächst – besiegelte“.
Erste Ausgabe nach dem Zusammenbruch erschien erst am 1. September 1949
Die nationalsozialistische Ausrichtung des „Fränkischen Anzeigers“, der seine Verlagsräume und die Druckerei in der Hofbronnengasse hatte, war folgenreich. Nach der Besetzung Rothenburgs wurde der Verleger Hermann Schneider von den Amerikanern in Arrest genommen. Der Chefredakteur Willi Junker, der zuletzt noch zum Volkssturm an die Oderfront gerufen wurde, kam ebenfalls für mehrere Jahre in amerikanische Internierungshaft. Die Druckerei wurde zunächst geschlossen und teilweise demontiert, durfte aber unter Kontrolle der US-Militärregierung und unter Leitung eines so genannten Treuhänders wieder drucken. Die Drucksachen mussten allerdings der amerikanischen Militärregierung zur Genehmigung vorgelegt werden. Eine Verlagslizenz für den „Rothenburger Anzeiger“ mochte die Militärregierung nicht erteilen. Erst nachdem im August 1949 der Lizenzzwang aufgehoben wurde, konnte der Verlag Schneider am 1. September wieder erscheinen (siehe auch „Wie konnte Meinungs- und Pressefreiheit im Nationalsozialismus funktionieren? …“ und „Verlag und Druckerei Schneider haben den bayerischen König, den deutschen Kaiser, den ersten Krieg, die Weimarer Republik, das Dritte Reich und den zweiten Krieg überstanden – und behaupten sich in der demokratischen Gegenwart“ und „Neubeginn des Fränkischen Anzeigers in einer Atmosphäre des Vergebens und Vergessens…“).
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