Um die Eiche ranken sich seit alters her nicht nur grüne Blätter, sondern auch Mythologisches und Militärisches, Heidnisches und Christliches, Politisches und Rechtliches, Volkstümliches und Literarisches, Nationales und Nationalsozialistisches. Somit steht die Eiche fest verwurzelt in der deutschen Tradition. Die Eiche gilt in der Welt als der „Deutsche Baum“ schlechthin. Auf zweitem Rang die rauschende oder säuselnde Linde – mehr in harmlosen Volksbräuchen und in der romantischen Dichtung vorkommend als im Sturm nationaler und militärischer Ideologie, und dennoch mit großer Symbolkraft für Heimat.
Mit der Reichsgründung zog die Eiche in die Symbolsprache ein
Die Eiche ist knorrig. So kann man sich auch die alten Germanen vorstellen, weniger die feinsinnigen Römer. Die Eiche ist überdauernd. Das wollten auch die Deutschen im Heiligen Römischen Reich. Die Eiche ist standfest. Treue, unerschütterliche Souveränität schrieben die deutschen Fürsten und Könige auf ihr Panier – und nach ihnen Adolf Hitler. Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich „wie die deutsche Eiche“ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. Schon 1924, als er von Staatswürden noch weit entfernt war, als er im Landsberger Gefängnis wegen seines Umsturzversuchs einsaß, hatte er vor seinem Fenster eine Eiche gepflanzt. Als NS-Verbrecher nach 1945 dort gehenkt wurden, sahen sie, bevor ihnen auf den Galgengerüst die Augen verbunden wurden, auf diese Eiche – sicherlich zufällig.
Zigtausende von Hitler-Eichen standen plötzlich an Straßen und auf Plätzen
Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre „Hitler-Eichen“ und manchmal auch Linden. Es müssen Zigtausende gewesen sein, die teils noch stehen und bekannt sind, meistens inzwischen vergessen, wenn sie nicht schon 1945 umgehauen wurden. In Holsterhausen, das heute zum westfälischen Dorsten gehört, hatte die Hitler-Eiche auf dem Hitlerplatz an der Hitler-Straße kein langes Leben. Sie wurde am 1. Mai 1933 mit Pomp, Reden und „Sieg Heil“ gepflanzt und in der gleichen Nacht von Unbekannten wieder herausgerissen und zerstört.
Hitler-Linden für Heimatliebe anstatt Hitler-Eichen für Kraft
Mit Hitler-Eichen hatten es die Rothenburger in Stadt und auf dem Land nicht viel zu tun, denn sie pflanzten für ihren Reichskanzler meist Linden. Warum sie für ihr Idol Linden bevorzugten, kann sicherlich nicht mehr festgestellt werden. Allerdings haben auch Linden eine kulturelle Vergangenheit. Bei den Germanen und den Slawen galten sie als heilig. Ob die Germanen die Linde tatsächlich der Göttin Freya zugeschrieben haben, was oft behauptet wird, ist nicht eindeutig belegt. Anders als die Stieleiche galt die Linde als weibliches Wesen. Der „Fränkische Anzeiger“ schrieb am 2. Juni 1939 über die Linde: „Ist die Eiche Sinnbild deutscher Kraft, so ist die Linde ein Symbol deutscher Heimatliebe.“
„Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum“
In Mitteleuropa ist die Dorflinde bekannt, die das Zentrum des Ortes bildete und Treffpunkt für den Nachrichtenaustausch und die Brautschau war. Anfang Mai wurden unter den Linden getanzt und gefeiert (Tanzlinden). Auch wurde, wie bei den Eichen, darunter Dorfgericht gehalten (Gerichtslinde). Nach Kriegen oder Pestepidemien gab es den Brauch, so genannte Friedenslinden zu pflanzen. Die meisten erhaltenen Exemplare erinnern an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, einige aber auch noch an den Westfälischen Frieden von 1648. Etwa 850 Orte oder Ortsteile in Deutschland tragen Namen, die auf den Lindenbaum zurückzuführen sind, darunter das Dorf Linden nahe Rothenburg. Der Name der Stadt Leipzig beispielsweise leitet sich vom sorbischen Wort Lipsk ab und bedeutet Linden-Ort. In Kroatien ist die „lipa“ = Linde als Untereinheit der Kuna Teil der Währung. Dem Lindenbaum setzten auch Literaten und Komponisten Denkmäler, was zu dem Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore“ führte. Und dann kam Hitler. Ihn zu Ehren wurden neben den Eichen auch Linden gepflanzt, nachdem er Reichskanzler geworden war.
Mit „Sieg Heil“ und Glockengeläut Bäume gepflanzt und Fahnen gehisst
Rothenburg. In der Stadt wurde Anfang Mai 1933 mit dem üblichen nationalsozialistischen Pomp, mit Fahnen und Uniformen, Reden und Liedern, Gedichten und „Sieg Heil“ im Burggarten eine Hitler-Eiche gepflanzt (siehe nachfolgenden ausführlichen Artikel in dieser Online-Dokumentation).
Steinsfeld. Hier wurden am 20. April 1933 gleich zwei Bäume gepflanzt. Eine Linde für Reichskanzler Hitler, die andere für Reichspräsident Hindenburg. „So zog am Donnerstag abend (sic!) der SA-Sturm 27/19 mit schneidiger Marschmusik und unter großer Teilnahme der Einwohner zum Schulhof…“. Dort erläuterte Bürgermeister Vogel, warum gerade auf dem Schulhof:
„Die Jugend sei es, die mit jedem Tage durch diese beiden Symbole erinnert werden soll an die Zeit der tiefsten Erniedrigung unseres Vaterlandes und an die Tage, da Adolf Hitler das Ruder in die Hand nahm, um die Geschicke Deutschlands zu lenken…“ (FA).
Hauptlehrer Sichermann versprach, die beiden übergebenen Bäume „allzeit zu beschützen“: „14 Jahre lang habe dieser Mann (Hitler) unermüdlich und mit zäher Kraft gekämpft und sehr lange dauerte es, bis der Kampfruf Deutschland erwache! Durchdrang und hörige Ohren fand. Ein Hauptpunkt zum Aufbau dieses neuen Deutschlands liege aber auch in er Erziehung der Jugend…“ Weiter sagte der Hauptlehrer, dass er die beiden Männer, Hindenburg und Hitler, seinen Schülern „stets als leuchtendes Vorbild“ hinstellen werde. „Mit einem dreifachen Sieg Heil auf den Reichspräsidenten und den Reichskanzler schloss Herr Hauptlehrer Sichermann seine Ausführungen.“ Danach marschierten alle zu dem Platz, auf dem 1919 eine Friedenslinde gepflanzt worden war. Bürgermeister Vogel taufte den Platz auf den Namen „Adolf-Hitler-Platz“. Mit Sieg Heil auf Hindenburg und Hitler sowie mit dem „begeistert gesungenen Horst-Wessel-Lied“ klang die Feierstunde in Steinsfeld aus.
Kirnberg. Hier hatte die Gemeinde am Vorabend des Geburtstags Hitlers am 20. April in einer „würdigen Hitler-Feier“ die „Hitler-Eiche“ geweiht und dabei die Hakenkreuzfahne an einem „hohen Fahnenmast“ hochgezogen, wie der „Fränkische Anzeiger“ am 22. April berichtete und dabei aus dem Reichskanzler Hitler – wohl aus Versehen – den Reichspräsidenten machte. Zuerst spielte der Musikverein einen Marsch, dann sprach Bürgermeister Horn, der die „Pflanzungsurkunde in einer Flasche versiegelte“ und sie unter der Eiche vergrub. Auf der Urkunde stand:
„Dem Retter des deutschen Volkes, Herrn Reichskanzler Adolf Hitler zu Ehren, wurde diese Eiche unter gleichzeitiger Hissung der Hakenkreuzflagge am heutigen Tage von der Gemeinde Kirnberg gepflanzt.“
Nachdem jeder der drei maßgeblich Beteiligten eine Schippe Erde in die Pflanzgrube geworfen hatte, ergriff der Rothenburger Hauptlehrer Schuler das Wort zur Fahnenhissung. Danach gab es drei Gewehrsalven und Glockengeläut vom Kirchturm, während die Hakenkreuzfahne neben der SA-Fahne „lustig im Winde flatterte“. Die Gemeinde sang das Horst-Wessel-Lied, Pfarrer Kreppel gedachte der Gefallenen des Ersten Weltkriegs und schloss „seine Ausführungen mit einem Sieg-Heil auf den Herrn Reichskanzler“. Bevor sich der Fackelzug zum Abmarsch formierte, erklang noch das Deutschlandlied.
Bottenweiler (Wildenholz). Hier wurde die Hitler-Linde erst am 30. April gepflanzt. Diese Aktionen in den Dörfern ähnelten sich. Doch in Bottenweiler ging es religiöser zu, obgleich der Gemeindepfarrer Seiler aus Wildenholz in SA-Uniform erschienen war und die Weihestunde mit dem Choral „Wir treten an zum Beten“ begann. Die angetretene Jugend ermahnte er, das neue Deutschland Adolf Hitlers mit aufzubauen.
Windelsbach. Die Gemeinde pflanzte am 1. Mai 1933 ihre Hitler-Linde und eröffnete die Weihe mit einem Gottesdienst, an dem alle Vereine mit Fahnen teilnahmen. Die Hitler-Linde setzten sie „zur Erinnerung an die nationale Erhebung und Hitlers Geburtstag“ in die Erde.
Diebach. Das tat die Gemeinde Diebach schon am 8. April 1933, doch der „Fränkische Anzeiger“ berichtete darüber erst am 21. April, einen Tag nach Hitlers Geburtstag. Neben der Schwarzweißroten Fahne wurde auch die Hakenkreuzfahne gehisst, während die SA-Kapelle schneidig aufspielte und der Gesangsverein und der Kriegerverein sowie „die ganze Gemeinde lebhaften Anteil nahmen“. Die Redner waren der Gewerbehauptlehrer Schuler aus Rothenburg, Diebachs Bürgermeister Model und Pfarrer Jelden von Diebach.
Colmberg. Die Weihe der Hitler-Linde und das Fahnenhissen in Colmberg fand an einem Sonntag Ende April 1933 in der Nähe des Denkmals unter Anteilnahme der SA, des Stahlhelms, des Militär-, Krieger-, Turn- und Gesangvereins statt. Pfarrer Weingartner sprach über die Bedeutung des Tages und der HJ-Führer und Student Bernhard Kallert hielt „eine weitere markante Ansprache“. Danach wurde die Reichsfahne gehisst und daneben die Fahne „der neuen Freiheitsbewegung“, damit gemeint ist die Hakenkreuzfahne. NSDAP-Ortsgruppenleiter Leidenberger dankte zum Schluss allen Beteiligten.
Ohrenbach. Am Ortseingang an der Straßenkreuzung Oberscheckenbach/Habelsee pflanzte die Gemeinde Ohrenbach zusammen mit der Schule und der Kirchengemeinde an einem Sonntagnachmittag im April 1933 eine Hitler-Eiche, die „jeden Vorübergehenden an die nationale Erhebung unseres deutschen Vaterlandes und ganz besonders an unseren treuen Führer Adolf Hitler erinnern“ sollte. Vorher gab es einen Umzug, an dem die gesamte Schuljugend teilnahm. Am Zug waren beteiligt:
„Knaben mit Fahnen, die Mädchen mit Schärpen, dann der über 40 Mann starke Posaunenchor Habelsee/Oberscheckenbach, anschließend der Kriegerverein Ohrenbach und Umgebung mit Fahne, danach SS und SA des Sturms Hartershofen, die Hitlerjugend Rothenburg o. T. und am Schlusse die vollzählige Gemeinde…“
Eingeleitet wurde die Pflanzaktion mit dem Choral „Lobe den Herrn“, einem Sprechgesang der Schüler, bevor der Ortsgeistliche, Pfarrer Dietzell, das mit Tannengrün geschmückte Podium zur Begrüßung der Anwesenden betrat, „auf welcher ein schneidiger Militärmarsch mit dem Lied ,O Deutschland hoch in Ehren’ ertönte“. Danach traten wieder die Schüler mit dem Sprechgesang „Wir grüßen die neue Zeit“, worauf Lehrer Mägerlein aus Windelsbach die „Weiherede“ hielt, die mit dem „Horst-Wessel-Lied“ abschloss, Danach sprach der Vorstand des Kriegervereine „kernige Worte“. Nach dem Deutschland-Lied feuerte der Führer der Hitlerjugend Rothenburg die anwesenden Jugendlichen zu „tätiger Mitarbeit an dem neuen Deutschland“ an. Unter Marschklängen ging der Zug zurück ins Dorf, wo die Schuljugend Knackwürste verteilte. Der am Abend geplante Fackelzug musste aus technischen Gründen ausfallen und sollte nachgeholt werden.
Olympiasieger bekamen 1936 einen Eichen-Setzling mit nach Hause
Hitler verschenkte auch selbst Eichen. Anlässlich der Siegerehrung der Goldmedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 1936 wurde zusätzlich ein Stil-Eichensetzling in einem Tontopf mit der Aufschrift „Wachse zur Ehre des Sieges – reife?? zur weiteren Tat“ überreicht. Diese Eichen nahmen die Sieger mit in ihre Heimatländer und pflanzten sie dort ein. So stehen u. a. in den USA, in Großbritannien, Neuseeland, in der Schweiz die so genannten „Olympia-Eichen“, die auch „Hitler-oaks“ genannt werden. Die allermeisten sind nicht mehr ausfindig zu machen (siehe: Deutsche Eiche: Die Blätter aufs Haupt … “ in dieser Online-Dokumentation).
Juden durften den deutschen Wald ab 1938 nicht mehr betreten
Waldideologie gehörte zum Programm der Nationalsozialisten. Dafür hatten sie bis 1935 den anfänglich sehr einflussreichen Vertreter der Heimatschutzarchitektur und Denkmalpfleger Paul Schultze-Naumburg (Naumburg/Saaleck). Nach einem Streit mit Hitler 1935 war er bei Hitler zugunsten von Albert Speer in Ungnade gefallen. Dadurch wurden die völkischen Ansätze und auch die waldideologischen Projekte gegenüber der neoklassizistischen monumentalen Herrschaftsarchitektur und der Kriegsvorbereitung verdrängt. Reichsminister und „Reichsjägermeister“ Göring benutzte den Wald für seinen Antisemitismus:
„Wenn wir [die Deutschen] durch den Wald gehen, […], erfüllt uns der Wald mit […] einer ungeheuren Freude an Gottes herrlicher Natur. Das unterscheidet uns von jenem Volke, das sich auserwählt dünkt und das, wenn es durch den Wald schreitet, nur den Festmeter berechnen kann.“
Schließlich wurde den Juden im Zuge der antijüdischen Gesetze das Betreten des Waldes ab 1938 verboten.
Hitler-Eichen wurden auch in den Städten gepflanzt die im Zweiten Weltkrieg besetzt waren. Ein Beispiel aus Polen sorgte 2009 für Schlagzeilen. Im südostpolnischen Jaslo (früher Jassel) war ein Streit um eine „Hitler-Eiche“ entbrannt. 1942 schenkte Hitlers der unter Besatzungsverwaltung stehenden Stadt in der Woiwodschaft Karpatenvorland eine Eiche, die aus seiner Geburtsstadt Braunau am Inn stammte. Damit bedankte sich Hitler für die Geburtstagsglückwünsche des dortigen Landrats. Mit der Einpflanzung in „Jassel“ wurde auch der Platz in „Adolf-Hitler-Platz“ umbenannt. – Fast 70 Jahre danach: Die Bürgermeisterin Maria Kurowska wollte den Baum 2009 fällen und demonstrativ verbrennen lassen, um Platz für einen Kreisverkehr zu schaffen. „Dieser Baum erinnert an den größten Verbrecher in der Geschichte der Menschheit“, zitierte die Zeitung „Dziennik“ die Bürgermeisterin. Jaslo war auf Befehl Hitlers zu 97 Prozent zerstört worden. Gegen das Vorhaben gab es Bürgerprotest: „Hitler war schuldig, die Eiche aber nicht!“ Der Baum sei ein Naturdenkmal und kein Nazi-Symbol, sagte Tomasz Kasprzyk, Chef der Wohnsiedlung Jaslo-Mitte, der Zeitung „Nowiny24“. Und der Stadtrat Krzysztof Czelusnik wird zitiert: „Warum soll die Eiche für Hitler büßen?“ Der 80-jährige Jaslo-Bürger Kazimierz Polak hatte eine erfolgreiche Unterschriftenaktion zur Rettung der Hitler-Eiche organisiert. – Anders erging es einer anderen „Hitler-Eiche“ in den USA. Die von dem Olympia-Sieger im Ringen, Frank Lewis, 1936 mit der Goldmedaille überreichte Eiche pflanzte er an der Oklahoma State University ein. Als Lewis 1990 vom Protest eines jüdischen Studenten hörte, der sich wegen der Herkunft des Baumes gestört fühlte, gab er den Auftrag, dem Baum zu fällen.
In der Bundesrepublik weiterhin Verwendung der Eichenblätter als Symbole
In der Bundesrepublik hatte die rechtsgerichtete Partei „Deutsche Gemeinschaft“, die in Rothenburg ob der Tauber Anfang der 1950er-Jahre deutschlandweit das höchste Wahlergebnis bekam und jahrelang im Stadtrat vertreten war, ein stilisiertes Eichenblatt in den Farben Schwarz-Weiß-Rot als Emblem. Die Eiche bzw. das Eichenblatt blieb auch in Hoheitszeichen der Bundesrepublik (und auch der DDR) bestehen: Bei der Bundeswehr findet man das Eichenlaub in Form eines Kranzes bei diversen Abzeichen (Leistungsabzeichen, Tätigkeitsabzeichen oder dem Schirmspringerabzeichen) wieder. Die Schulterstücke von Stabsoffizieren und Generalen zeigen außerdem einen Kranz von Eichenlaub. Auch der Zoll hat als Hoheitszeichen an der Schirmmütze einen Eichenlaubkranz.
Das Eichenblatt auf deutschen Münzen
Schon zu DM-Zeiten (1948-2001) bis zur Einführung des Euros am 2002 war als typisch deutsches Symbol neben dem Adler ein Eichenblatt mit einer Eichelfrucht auf der Rückseite der Ein-, Zwei-, Fünf- und Zehn-Pfennig-Münzen zu finden. Auf der 1 Mark-Münze befand sich auf der Vorderseite und beim 5-DM-Schein auf der Rückseite als typisch deutsches Symbol das Eichenlaub. Und auf der Rückseite der 50-Pfennig-Stücke pflanzt eine Frau mit Kopftuch eine Eiche als Symbol für den Wiederaufbau von Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Durch dieses Motiv sollten die so genannte Trümmerfrauen und Waldarbeiterinnen in der Wiederaufforstung geehrt werden.
Hakenkreuz-Wald in der Uckermark entdeckt
Zu internationalen Verstimmungen kam es 1992 in der Uckermark, als dort ein gigantisches Hakenkreuz aus Bäumen entdeckt wurde. Nicht aus Eichen oder Linden, sondern aus Lärchen. In den Medien und von der Politik wurde dies als Irrtum hingestellt. Doch acht Jahre später veröffentlichte die Bildagentur Reuters die Luftaufnahme eines an den Rändern zwar etwas ausgefransten, aber immer noch klar erkennbaren, knallgelben Hakenkreuzes im Wald von Zernikow. Das Echo in den internationalen Medien war entsprechend, sogar die „Chicago Tribune“ schrieb, so ein Hakenkreuzwald sei nun wirklich „wenig hilfreich für eine Region, die oft mit rassistischer Gewalt Schlagzeilen macht“. Und es müsse sichergestellt sein, „dass dieses Symbol verschwindet“.
Tatsächlich wuchs die Sorge, dass der Ort zu einem Pilgerziel für Neonazis werden könnte. Das Landwirtschaftsministerium plante drastische Maßnahmen: „Wir wollten alle Bäume fällen“, erklärte Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade dem amerikanischen Sender CNN. Doch die bundeseigene Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft (BVVG), der ein Teil des Waldes gehörte, verhinderte die Abholzung – aus wirtschaftlichen Gründen: „Ein Kahlschlag hätte offenbar den Wert des Waldes gemindert“, so das Ministerium. Daher durfte nur ein Teil des Schandflecks gerodet werden: Am Morgen des 4. Dezember 2000 fällten Forstmitarbeiter 25 der 100 verbliebenen Lärchen. Diese Bäume mussten so geschickt gewählt werden, dass das Kreuz auf keinen Fall mehr zu erkennen war – und der Schnitt musste nur wenige Zentimeter über dem Boden ansetzen, damit die Stümpfe aus der Luft nicht mehr sichtbar waren (Dabby Kringiel vom CNN).
________________________________________________________________
Quellen: „Streit um die Hitler-Eiche aus Braunau“ in „Die Presse“ (Wien) vom 6. Juli 2009. – NRW-Radio 5 vom 7. Juli 2009. – Offizielle Website der Stadt Jaslo (2014). – „Fränkischer Anzeiger“ vom 21. April, 22. April, 24. April, 27. April, 28. April, 3. Mai, 12. Mai 1933, 2. Juni 1939.
Sehr interessant – und nicht in Geschichtsbüchern zu finden! Gabi Traub