Friedrich Siebert, Sohn des NS-Ministerpräsidenten von Bayern und früheren Rothenburger Bürgermeisters, machte Karriere in der SS und Verwaltung

W. St. – Als Sohn des Rothenburger Bürgermeisters (1908 bis 1919) ging er natürlich auf das städtische Gymnasium und beendete dort seine Schullaufbahn. Friedrich Wilhelm (Fritz) Siebert trat in die politischen und nationalsozialistischen Fußstapfen seines Vaters, wurde 1933 dessen Nachfolger als Bürgermeister in Lindau am Bodensee, war SS-Führer im besetzten Polen und wurde nach dem Krieg von den Amerikanern an Polen ausgeliefert und in Krakau wegen seiner dortigen Tätigkeit in der deutschen Verwaltung während des Krieges zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Sein Vater trat in der NS-Zeit als bayerischer Ministerpräsident in SA-Uniform mit antisemitischen Aussprüchen hervor (siehe Ludwig Siebert in dieser Dokumentation).

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Hans Frank nimmt als Chef der deutschen Verwaltung in Krakau die Meldung eines Soldaten entgegen. Mit auf dem Bild: Friedrich Siebert, Wilhelm Stuckart, Hans Frank, Arthur Seyss-Inquart (von links).

Nachfolger seines Vaters in Lindau am Bodensee

Friedrich Wilhelm Siebert wurde 1903 in Neustadt an der Haardt geboren, studierte nach dem Abitur in Rothenburg Rechtswissenschaft in Erlangen und München, trat danach 1931 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer. 434.120) und promovierte ein Jahr später in Göttingen (Diss.: „Der Staatskommissar für die Kommunalverbände vornehmlich in Preußen“). 1935 kam er mit der Mitgliedsnummer  268.998 zur SS und machte dort als Akademiker und Jurist Karriere – wurde 1943 SS-Oberführer. Doch vorerst war er in Lindau als Rechtsanwalt tätig, erhielt 1933 als Nachfolger seines Vaters das Amt des 1. Bürgermeisters in Lindau und wechselte 1939 als Landrat nach Bad Kissingen.

Hauptabteilungsleiter im Generalgouvernement

Nach der Niederlage Polens kam Friedrich im Oktober 1939 als Hauptabteilungsleiter des Hauptamtes für Verwaltung in das deutsch besetzte und neu errichtete Generalgouvernement  nach Krakau. 1940 kam er nach München, wurde er als Abteilungsleiter im bayerischen Finanzministerium, ging 1942 zurück ins Generalgouvernement, übernahm dort seinen alten Posten in der Verwaltung, ging ein Jahre später als Ministerialdirektor wieder ins bayerische Finanzministerium, leitete von Ende 1944 bis 1945 die Ministerien für Finanzen und Wirtschaft in Bayern. Zudem wurde er noch unter Paul Giesler stellvertretender Gauleiter im Gau München-Oberbayern.

12 Jahre Gefängnis in Polen, danach ehrenamtlicher Bürgermeister in Prien

Die amerikanische Militärregierung internierte Friedrich Siebert und lieferte ihn Ende 1946 an Polen aus. In Krakau wurde Siebert Mitte 1948 zu einer zwölfjährigen Haftstrafe verurteilt. Nach seiner Amnestierung kehrte Siebert 1956 nach Deutschland zurück, nahm in Prien am Chiemsee Wohnsitz, wurde Anfang Mai 1960 als Mitglied der überparteilichen Bürgervereinigung „Priener Block“ zweiter ehrenamtlicher Bürgermeister und bekleidete diese Funktion bis zu seinem Tod in Prien 1966.

  • Anmerkung: Namentlich nicht zu verwechseln mit dem Wehrmachtsgeneral Friedrich Siebert, Bruder von Ludwig Siebert und somit Onkel dies hier porträtierten Friedrich Siebert.

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Quellen: Ernst Klee: „Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt 2007. – Bogdan Musial: „Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement“, Wiesbaden 1999. – Wikipedia, Online-Enzyklopädie (2013). – Joachim Lilla: „Friedrich (Fritz) Siebert“ in: „Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und NS-Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945“.

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