Konstantin von Gebsattels Antisemitismus im Schutz- und Trutzbund – Kleist-Zitat: „Schlagt sie tot, das Weltgericht fragt Euch nach den Gründen nicht!“

schutz-und-trutzbund obenVon Wolf Stegemann

Ein Blick in die Familie der Freiherrn von Gebsattel weist ein Mitglied auf, das schon 1913 in einer Denkschrift den rassischen Antisemitismus als Lösung der „Judenfrage“ verlangte. Er forderte u. a. die Ausgrenzung der Juden durch Berufsverbote und Enteignung ihres Besitzes, die Vertreibung als Fremde aus Deutschland und das Verbot der rassischen Vermischung. In seinem Verein „Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund“, der 1922 über 180.000 Mitglieder hatte, fand er Gehör. Konstantin von Gebsattel starb 1932, bevor Hitler ein Jahr später anfing, die Forderungen Gebsattels, die längst auch die der NSDAP waren, umzusetzen. Die politische Lebensgeschichte des Generals Konstantin von Gebsattel, der in seinem Schloss nahe Rothenburg lebte und dort begraben ist, erklärt in erschreckendem Maße, warum der Antisemitismus in Deutschland unter Hitler auf so fruchtbaren Boden aufblühen konnte.

Konstantin Freiherr von Gebsattel in Gebsattel

Konstantin Freiherr von Gebsattel in Gebsattel

Wer sich mit dem nationalsozialistischen Antisemitismus in Franken befasst, dessen übelster Auswuchs Julius Streichers antisemitisch-pornografische Wochen- und Hetzzeitung „Der Stürmer“ war, stößt immer wieder auf die verschiedenen antisemitischen Bünde und Organisationen, darunter die Namen der Adelsfamilie von Gebsattel – im gleichnamigen Dorf und Schloss in Sichtweite Rothenburgs. Vor allem Konstantin Freiherr von Gebsattel und dessen Neffe Franz Eduard Freiherr von Gebsattel unterstützten sowohl antisemitische wie auch rechtsradikale Vereinigungen.

Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund – antisemitisch

Einer der größten tatkräftigsten und einflussreichsten Zusammenschlüsse in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg war der „Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund“, der die Weimarer Republik und deren demokratisch-parlamentarisches System radikal ablehnte. Er bildete sich aus dem „Deutschen Schutz- und Trutzbund“ heraus, der im Februar 1919 vom „Alldeutschen Verband“ in Bamberg gegründet wurde. Seine Aufgabe war die Bekämpfung des Judentums. Hauptgeschäftsführer des Bundes war Alfred Roth, der geheime Vorsitzende Konstantin Freiherr von Gebsattel. Führende Mitglieder waren noch Ernst Anton Franz von Bodelschwingh, Georg von Stössel, der Münchener Verleger Julius Friedrich Lehmann und andere. Um effizienter zu sein, schlossen sich viele ähnliche Vereine zum Dachverband „Gemeinschaft Deutschvölkischer Bünde“ zusammen. Nach der Fusion mit dem „Reichshammerbund“ schloss sich der „Deutsche Schutz- und Trutzbund“ wenige Wochen später mit dem „Deutschvölkischen Bund“ (Nachfolgeorganisation der des Reichsverbands der aufgelösten „Deutschvölkischen Partei“) am 1. Oktober 1919 zum „Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund“ zusammen.

Einladung zu einem Votrag nach Heilbronn

Einladung zu einem Votrag nach Heilbronn

Als Manifest wählte der Schutz- und Trutzbund die rassistischen und nationalistischen Thesen von Heinrich Claß „Deutschland den Deutschen“. Der Trutzbund agitierte gegen die Weimarer Demokratie, gegen alle linken Bewegungen und gegen die Juden; 1922 hatte er 180.000 Mitglieder. Prominente Mitglieder, von denen etliche später im Dritten Reich Karriere machten,  waren u. a.: Gertzlaff von Hertzberg, Werner Best. Leonardo Conti, Kurt Daluege, Dietrich Eckart, Gottfried Feser, Oskar Körner, Reinhard Heydrich, Karl Kaufmann, Fritz Sauckel, Julius Streicher.

Nach dem Fememord an Außenminister Rathenau wurde der Schutz- und Trutzbund wegen seiner Verwicklung in die Affäre auf der Grundlage des Republikschutzgesetzes in den meisten Ländern des Deutschen Reichs verboten (mit Ausnahme von Bayern, Anhalt und Mecklenburg-Strelitz). Auch die Attentate auf Matthias Erzberger und Philip Scheidemann durch Mitglieder der rechtsradikalen „Organisation Consul“, die durch Morde führender Vertreter der Weimarer Republik diese destabilisieren wollte, unterstützte der Schutz- und Trutzbund.

NSDAP-Delegation im Oktober 1922 auf dem „Deutschen Tag“ in Coburg, einer Großveranstaltung des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes, darunter Oskar Körner (li. stehend mit Pfeife und Hut) und Oluf Christensen (re. stehend).

NSDAP-Delegation im Oktober 1922 auf dem „Deutschen Tag“ in Coburg, einer Großveranstaltung des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes, darunter Oskar Körner (li. stehend mit Pfeife und Hut) und Oluf Christensen (re. stehend).

„Deutsche Tage“ in der Weimarer Republik

Nationalistische, völkische, antisemitische und konservative Organisationen trafen sich von 1920 bis 1922 jährlich zu den Großveranstaltungen „Deutsche Tage“, die hauptsächlich vom Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund ausgerichtet wurden. Am bekanntesten wurde der Deutsche Tag in Coburg, der am Wochenende des 14. und 15. Oktobers 1922 stattfand: Hier hatte die Sturmabteilung (SA) der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (NSDAP) ihren ersten öffentlichen Massenauftritt und lieferte sich in der sozialistischen (später nationalsozialistischen) Hochburg Straßenschlachten mit linken Gegnern. Später wurden diese Ereignisse in der NS-Propaganda zum schicksalhaften Meilenstein der so genannten Kampfzeit der Nationalsozialisten verklärt.

„Gäa“ – adelig, großbürgerlich, national, rechtskonservativ und einflussreich

Rechtsgerichtete deutsche Adelige und Großbürgerliche schlossen sich 1922 in der Vereinigung „Gäa“ (München) zusammen. Ihre Aufgabe sahen sie darin, rechte Massenpropaganda zu finanzieren. Für rechte Organisationen war die „Gäa“ eine wichtige Propagandaschaltstelle. Ihre Themen waren anfangs vor allem die „Kriegsschuldlüge“, die „Dolchstoßlegende“ und der „Schandvertrag von Versailles“. Mitglieder waren vor allem Großgrundbesitzer, Ruhrindustrielle, höhere Offiziere und rechtsintellektuelle Antisemiten.

Der erste Vorsitzende war Eugen Fürst zu Oettingen-Wallerstein, der zugleich Vorsitzender des Großgrundbesitzerverbandes war. Zweiter Vorsitzender war der Industrielle Karl Haniel, Geschäftsführer Franz Eduard Freiherr von Gebsattel. Dieser und Paul Nikolaus Cossmann, Herausgeber der „Süddeutschen Monatshefte“ hielten über Paul Reusch engen Kontakt zu den schwerindustriellen Geldgebern, die dann auch Adolf Hitler und die NSDAP unterstützten. Paul Reusch war einer der mächtigsten deutschen Industriellen, der an der „Gutehoffnungshütte“ Beteiligungen und großen Einfluss in der süddeutschen Presse („Münchner Neueste Nachrichten“, Fränkischer Kurier, Süddeutsche Monatshefte). Reusch stellte auch die Kontakte zur NSDAP her. Bekannt ist auch der Kontakt des Freiherrn von Gebsattel zu Ernst Röhm (1928). Der Verein „Gäa“ löste sich im März 1933 auf.

Todesanzeige im

Todesanzeige Konstantin von Gebsattels

Konstantin Freiherr von Gebsattel – Schloss- und Gutsherr bei Rothenburg

Der Adelige mit fränkischem Stammsitz in Gebsattel bei Rothenburg wurde 1854 in Würzburg geboren; er starb 1932 in Linz. Er war General und Inspekteur der Kavallerie sowie ein alldeutsch-völkischer Agitator. Verheiratet war er mit Marie Freiin Karg von Bebenburg  (1860 bis 1927). 1901 gelang es Konstantin von Gebsattel, den alten Familienbesitz im Dorf Gebsattel zurückzukaufen und das Schloss im Stil der Neorenaissance bis 1905 umzubauen. Von da ab wohnte er in Gebsattel. Konstantin von Gebsattel schlug die Militärlaufbahn in der bayerischen Armee ein. 1910 quittierte Konstantin von Gebsattel, zuletzt als Generalleutnant Kommandeur der 1. Kavallerie-Brigade in München und Inspekteur der bayerischen Kavallerie  Krankheitsgründen den Dienst und widmete sich aktiv der Politik.

Antisemitismus und Alldeutscher Verband

1913 verfasste Gebsattel eine politische Denkschrift, die er an mehrere Persönlichkeiten in hohen gesellschaftlichen Positionen zuschickte, darunter der bayerische Kronprinz Rupprecht von Bayern. Ein Gespräch mit dem führenden Antisemiten Claß in Gebsattel, interessierte sich Konstantin von Gebsattel für den „Alldeutschen Verband“ in dessen Vorstand er dann gewählt wurde. In seiner Denkschrift schlug Gebsattel vor, notwendige politische Maßnahmen notfalls mittels Staatsstreich und Belagerungszustand durchzusetzen. Zu den Vorschlägen gehörten u. a. totaler Schutz der Monarchie und Religion, Verkoppelung des Wahlrechts mit dem Militärdienst. Die „Judenfrage“ hielt er als ein zentrales Thema für das Schicksal des Deutschen Reichs und empfahl eine radikale antisemitische Lösung. Judentum und Deutschtum, so Konstantin von Gebsattel, seien einander entgegengesetzt wie Feuer und Wasser. Das Deutschtum bewertete er als tief, positiv und idealistisch, das Judentum hingegen als seicht, verneinend, einreißend und materialistisch. Daher wollte er Juden unter das Fremdenrecht stellen und sie vom Militärdienst und öffentlichen Dienst ausschließen. Der Erwerb von Großgrundbesitz sollte ihnen verboten werden und Kapitalflucht bei ihrer Emigration aus Deutschland. Daher müssten antisemitische Gesetze, so Gebsattel in seiner Denkschrift, dafür sorgen, dass Juden vom Staat enteignet werden können.

Plakat des Schutz- und Trutzbundes

Plakat des Schutz- und Trutzbundes

Eine Vermischung der jüdischen und der deutschen „Rasse“ wollte Gebsattel ausgeschlossen wissen, weswegen eine christliche Taufe am Rechtsstatus von Juden und deren Kinder nichts ändern dürfe (Rassenschande). Gebsattel empfahl, dass in „die Rechte der Germanen“ nur Enkel mit nicht mehr als einem Viertel jüdischen Blutes eintreten dürfen sollten. Schließlich müssten Juden, da sie nur Gäste und nicht Bürger seien, vom politischen Meinungsbildungsprozess ausgeschlossen werden und ihnen die Herausgabe von und redaktionelle Mitarbeit in Zeitungen verboten werden.

Der Erste Weltkrieg unterbrach vorerst alldeutschen Antisemitismus 

Die Denkschrift blieb ohne unmittelbare politische Folgen. Allerdings hatte der deutsche Kronprinz Wilhelm von Preußen, der den Alldeutschen als politischer Hoffnungsträger galt und sich ebenfalls unter den Adressaten befand, die Schrift im November 1913 an seinen Vater, den Kaiser Wilhelm II. und an den Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg Hollweg mit der Bitte um Begutachtung weitergeleitet. Beide beurteilten Gebsattels Schrift im Ganzen ablehnend, wenn auch beide diverse antisemitische Vorurteile, wie den angeblich schädlichen jüdischen Einfluss auf die deutsche Presse, in ihren Antwortschreiben explizit teilten.

1914 übernahm Gebsattel den stellvertretenden Vorsitz im Alldeutschen Verband und führte verstärkt den Antisemitismus in das Programm des Vereins ein, was anfangs scheiterte, da sich der Alldeutsche Verband nicht öffentlich zum Antisemitismus bekennen wollte. Die „Judenfrage“ stellte sich nicht mehr, als ein Jahr später der Erste Weltkrieg ausbrach und dadurch die politische Lage im Deutschen Reich und mit ihr auch die Bedingung für antisemitische Agitation in der Öffentlichkeit sich radikal änderte.

Titel der antisemitisches Schrift von Th. Fritsch

Titel der antisemitisches Schrift von Th. Fritsch

Gebsattel: Der Erste Weltkrieg war ein Rassenkampf

Zu Beginn des Krieges, für den Gebsattel nicht wieder militärisch reaktiviert wurde, warb Gebsattel für die alldeutschen Kriegsziele, die u. a. die Vertreibung der Bewohner der zu annektierenden russischen Gebiete vorsah. Auch radikalisierte sich während des Kriegs Gebsattels völkisches Denken. So schrieb er am 4. Dezember 1914 in einem Brief, er hätte sich daran gewöhnt, „alle ernsten politischen Fragen vom Rassenstandpunkt aus zu betrachten“. Die „festen Grundregeln“ der Rassenlehre hielt er für ein ehernes Gesetz der Weltgeschichte, so dass er „in der Neuordnung der Dinge nach dem Kriege diesem Urgesetz zu seinem Recht verhelfen“ wollte. Der Weltkrieg selbst schien ihm als Rassenkampf, in dem der mögliche Untergang der „germanischen Rasse“ den Weltuntergang bedeuten würde. Freiherr von Gebsattel schrieb:

„Nun ist es mir zur unumstößlichen Gewissheit geworden, was auch der jetzige Krieg wieder unwiderleglich beweist, dass die einzige Rasse, die im Stande ist einen Kulturfortschritt in der Menschheit zu erzielen – ja überhaupt nur Kulturwerke zu schaffen, die germanische ist. […] Wo wir in der Weltgeschichte eine aufsteigende Kulturentwicklung treffen, finden wir immer eine germanische Oberschicht. Je nach dem diese Oberschicht dicker oder dünner ist, dauert die Kulturperiode länger oder kürzer. Dem Aufgehen der germanischen Oberschicht in der beherrschten Rasse folgt zunächst ein kurzes hohes Aufblühen der Künste, diesem dann ein rascher Verfall. […] Wenn dem aber so ist, so bedeutet eine Vernichtung der germanischen Rasse Ragnaröck – Götterdämmerung. Wer von uns möchte noch in einer Welt leben, aus der die Germanen entfernt wären?“

Für sein antisemitisches Anliegen warb Gebsattel zu dieser Zeit auch am bayerischen Hof, so während einer Audienz beim König Ludwig III. am 20. Dezember 1914 und obwohl er ihn von seinen alldeutschen Kriegszielen nicht überzeugen konnte, war Gebsattel dadurch versöhnt, dass, nach seinem Eindruck, Ludwig sich als entschiedener Antisemit zu erkennen gegeben habe. Noch schärfer formulierte Gebsattel seine Ansichten zum Rassenkrieg zwei Jahre später, im Jahr 1916:

„Der Krieg ist das schicksalhafte Ringen zwischen Heldentum und Händlergeist – zwischen Ariertum und Judentum – zwischen idealem Familiensinn und schnödem englisch-amerikanischem Mammonismus“.

Rechtsradikaler Verband „Freie Ukraine“ gegründet

Im August 1915 wandte sich Gebsattel an die bayerische Staatsregierung mit der Bitte, zu verhindern, dass „Ostjuden“ „wie ein Heuschreckenschwarm über das Deutsche Reich herfielen“. Im selben Jahr bemühte sich Gebsattel darum, Bethmann Hollweg als Reichskanzler abgelöst zu bekommen und schlug hierfür bei einer privaten Audienz bei Georg von Hertling, der dies Ludwig III. vortragen sollte, u. a. Alfred von Tirpiz und Erich von Falkenhayn vor.

Spätestens seit September 1915 scheint Konstantin von Gebsattel auch auf die Gründung des Verbandes „Freie Ukraine“ hingearbeitet zu haben, die am 11. Dezember des Jahres vollzogen wurde und als dessen Vorstandsleiter er augenscheinlich auftrat. Nachdem der Germanenorden schon im Frühjahr 1916 an Gebsattel herangetreten war, trat dieser dem Orden im Sommer 1916 als Großmeister bei.

Mit dem für das Deutsche Reich ungünstig verlaufenden Krieg, dem wachsenden Antisemitismus im Innern und dem stückweisen Umschwenken des Alldeutschen Verbands zu öffentlicher antisemitischer Agitation ab Juni 1917 wurden Gebsattels Ideen im Alldeutschen Verband aktueller. Auf seinen Antrag hin wurde 1918 im Vorstand des Verbandes die  „Judenfrage“ diskutiert und ein eigener Ausschuss gegründet, dessen Vorsitz Konrad von Gebsattel übernahm. Bei der personellen Zusammensetzung achtete Gebsattel neben antisemitisch-völkischer Einstellung auch auf „rein arisches Blut“. Den alldeutschen Hans von Liebig schloss er wegen einer Notiz im Semi-Gotha aus. Doch noch bevor man tagen konnte, trat – für die Alldeutschen überraschend – das Kriegsende ein.

Antisemit und Vorsitzender des Schutz- und Trutzbundes Heinrich Claß 1933

Antisemit und Vorsitzender des Schutz- und Trutzbundes Heinrich Claß 1933

Nach dem Kriegsende mit alldeutscher Propaganda gegen das Judentum

Für Gebsattel war dies ein Anlass, seinen Antisemitismus zur alldeutschen Schicksalsfrage auszuweisen: Die „Alljudablätter?“ hätten durch ihr „Gift der Zersetzung“ die Niederlage des Deutschen Reichs verschuldet, wie er im Artikel „Das Ferment der Dekomposition“ am 15. Oktober 1918 in der „Deutschen Zeitung“ ausführte. Die am 19. und 20. Oktober in Berlin tagende alldeutsche Verbandsführung forderte er schriftlich dazu auf, „die Lage zu Fanfaren gegen das Judentum und die Juden als Blitzableiter für alles Unrecht zu benutzen“. Der Vorsitzende Claß stellte sich nun ganz auf diese Linie der brutalen, auf strategische Massenwirkung abzielende Judenfeindlichkeit und forderte dort die „praktisch demagogische“ Verwendung des Antisemitismus, um „Furcht und Schrecken … in der Judenschaft“ zu erzeugen. Dabei werde er „vor keinem Mittel zurückschrecken und mich in dieser Hinsicht an den Ausspruch Heinrich von Kleists, der auf die Franzosen gemünzt war, halten: Schlagt sie tot, das Weltgericht fragt Euch nach den Gründen nicht!“

Konstantin Freiherr von Gebsattel

Konstantin Freiherr von Gebsattel

Gebsattels Wirken im Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund          

Erst am 6. Februar ergingen von Gebsattel in Zusammenarbeit mit Claß ausgearbeitete Richtlinien an die Ausschussmitglieder, in denen zur Gründung zweier Organisationen aufgerufen wurde: einer öffentlichen – „Deutscher Schutz- und Trutzbund“ genannt – und einer geheimen – intern nur „Bund“ genannt, der allerdings funktionsunfähig und bedeutungslos blieb. Die Gründung geschah schließlich auf der Bamberger Tagung des Alldeutschen Verbandes im Februar 1920 durch die Gesamtleitung. Die tatsächliche Gründung beider Bünde erfolgte dann im März bzw. April und die Umbenennung nach der Fusion mit anderen Vereinen in Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund (siehe oben). Im Alldeutschen Verband übernahm Gebsattel vom 1. September bis zum 15. Oktober 1919 als Leitender Vorsitzender die Geschäfte der Hauptleitung. Mitte November 1919 übergab er das Schloss Gebsattel an seinen Neffen, Franz Eduard Konstantin Felicianus Freiherr von Gebsattel (1889 – 1945).

Konstantin von Gebsattel, immer noch im Familienschloss bei Rothenburg wohnend, starb beim Besuch eines politischen Freundes in Linz an der Donau am 10. Mai 1932 an den Folgen eines Schlaganfalls. Bei seiner Beisetzung am 14. Mai in Gebsattel sprach Hertzberg für die Hauptleitung des Alldeutschen Verbandes und beschwor dabei die Errichtung eines „völkischen Kaiserreichs“. Der Nachlass Konstantin von Gebsattels befindet sich im Bundesarchiv Berlin, Bestand R 8048.

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Quellen: Gekürzt und großenteils bearbeitet nach Wikipedia, Online-Enzyklopädie. –„Gäa. Notgemeinschaft für nationale Arbeit  bei IFZ München (PDF-Datei), Bestand Paul Köhler. – Literatur: Uwe Lohalm „Völkischer Radikalismus: Die Geschichte des Deutschvölkischen Schutz- und Trutz-Bundes. 1919 – 1923“,  Leibniz-Verlag, Hamburg 1970. – Michael Peters „Konstantin Freiherr von Gebsattel (1854–1932)“, in: “Fränkische Lebensbilder“, Bd. 16, Neustadt an der Aisch 1996, S. 173-187. – Johannes Leicht: „Heinrich Claß 1868–1953. Die politische Biographie eines Alldeutschen“,  Schöningh, Paderborn 2012. – Walter Jung: „Ideologische Voraussetzungen, Inhalte und Ziele außenpolitischer Programmatik und Propaganda in der deutschvölkischen Bewegung der Anfangsjahre der Weimarer Republik: das Beispiel Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund“, Universität Göttingen 2000, S. 243. – Stephan Malinowski: „Vom König zum Führer. Deutscher Adel und Nationalsozialismus“, Fischer-Taschenbuch Frankfurt 2004. Michael Raisch: „Konstantin Freiherr von. Gebsattels Aktivitäten gegen das deutsche Judentum“, Jena 2009.
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Ein Kommentar zu Konstantin von Gebsattels Antisemitismus im Schutz- und Trutzbund – Kleist-Zitat: „Schlagt sie tot, das Weltgericht fragt Euch nach den Gründen nicht!“

  1. Dr. Michael Peters sagt:

    Sehr geehrte Herren, da ist Ihnen ein Schreibfehler unterlaufen: “Er war General und Inspekteur der Kavallerie sowie ein altdeutsch-völkischer Agitator”. Es muß richtig heißen “alldeutsch-völkischer Agitator”. Das Adjektiv lautet “alldeutsch”! Ich bin übrigens der Autor der Gebsattel-Biographie in den Fränkischen Lebensbildern, die Sie dankenswerterweise erwähnen!!
    Beste Grüße Dr. Michael Peters, Erlangen
    Anm. der Redaktion: Herzlichen Dank für die Berichtigung!

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