Kriegsfackel über den Dörfern I: US-Truppen nahmen Dorf für Dorf ein. Bei Widerstand wurden Gebäude und ganze Höfe in Brand geschossen

Vorbemerkung: Die folgende Darstellung stützt sich auf die Berichte, die zahlreiche Lehrer und Pfarrer des Land­kreises und der benachbarten württembergischen Gemeinden dem Verfasser Wilhelm Dannheimer (1900-1975), Pfarrer in Schweinsdorf, für das von G. Harro Schaeff-Scheefen im Holstein-Verlag 1950 erschienene Buch „Rothenburg ob der Tauber. Schicksal einer deutschen Landschaft“ zur Verfügung gestellt hatten. Mit leichten sprachlichen Anpassungen wurde dieser Artikel diesem Buch entnommen. Diese Darstellung, so schreibt Schaeff-Scheefen in einer Vorbemerkung, soll einen Gesamtüberblick geben über die Verhältnisse und Ereignisse in der Um­gegend von Rothenburg kurz vor, während und nach den Kampfhandlungen 1945. Die Einzelberichte stellte Schaeff-Scheefen damals dem Stadtarchiv Rothenburg zur Verfügung. Über die militärischen Verhältnisse gab Gottfried Pfeiffer aus Schweinsdorf Auskunft, der an den Kämpfen als 1. Ordonanzoffizier in einem Divisionsstab teilgenommen hatte.

Von Wilhelm Dannheimer

Schon lange bevor das fränkische Land zum Kriegsgebiet wurde, war der Bauer nicht weniger kriegsmüde als der Städter. Er hatte den unseligen Krieg nicht gewollt, viele Dörfer hatten bereits weit größere Blutopfer als im ersten Weltkrieg, die Zahl der Vermissten stieg von Monat zu Monat, und nur ganz Vereinzelte glaubten noch an die so oft angekündigten Wunderwaffen, die eine Wendung der Dinge herbeiführen sollten. Ohne jegliche Lust taten die Männer an den Sonntagen Dienst in den Volkssturmeinheiten. In den poli­tischen Versammlungen herrschte bedrücktes Schweigen. Heimlich hörte man die Berichte der Auslandsender und auch die Erzählungen der Ur­lauber und die Briefe von den Fronten trugen keineswegs zur Hebung der allgemeinen Stim­mung bei. Man wusste auf dem Lande zwar nichts von den Fliegeralarmen, die das Leben in den Städten bei Tag und Nacht zur Qual machten, aber es zogen doch in ungezählten Nächten die Massen der Bombenflieger über die Gegend da­hin, die Nürnberg, Schweinfurt und andere Indu­striestädte anflogen, ja auch untertags konnte man mehr und mehr feindliche Geschwader in großer Höhe beobachten, und nur ganz selten zeigten sich deutsche Jäger im Angriff gegen die feindlichen Verbände. Die Überlegenheit unserer Gegner musste auch dem einfachsten Mann auf dem Land zum Bewusstsein kommen. Auch die oft in großen Mengen abgeworfenen Flugblätter, die man am Morgen auf den Feldern auflesen konnte, verstärkten die bedrückte Stimmung des Land­volkes; die ebenfalls abgeworfenen Lebensmittel­karten wurden weniger beachtet. – Es war nicht nur der Wunsch der sorgenden Eltern und der mit Arbeit überlasteten Kriegerfrauen, es war das allgemeine Sehnen in jedem Dorf, in jedem Weiler, auf dem entlegensten Einzelhof: Wenn es doch endlich Friede werden möchte! Einen guten Kriegsausgang werden wir ja doch keines­falls mehr erzielen.

Amerikanische Flugzeuge werfen ihre Bombenlast ab

Alliierte Flugzeuge werfen ihre Bombenlast ab

Überraschender Luftangriff auf Neustett

Die ersten Kriegsopfer unter seiner Zivilbevöl­kerung hatte das Rothenburger Land am 10. Sep­tember 1944 zu beklagen. An diesem Tag, einem Sonntag, löste ein Feindflieger mittags auf dem Rückflug nach Westen neun Bomben über dem Dorfe Neustett aus. Sämtliche Bomben schlugen im unteren Teil des Dorfes ein und hatten eine furchtbare Wirkung: Von den ahnungslosen Bewoh­nern wurden acht getötet, sieben verwundet; vier Gebäude wurden völlig zerstört, die übrigen hatten alle teils größere, teils geringere Schäden. Unter den Toten befanden sich auch zwei Personen, die wegen der Bombenangriffe auf Nürnberg hier auf dem Lande Schutz gesucht hatten. Es waren ja die Dörfer mit Evakuierten aus Nürnberg, Köln, Stuttgart, Kiel und aus anderen Großstädten stark belegt. Besonders Kinder, teilweise ganze Schul­klassen hatten in der Umgegend in großer Zahl ein Unterkommen gefunden. Für Familien aus den bedrohten Städten waren fast in jedem Dorf mehrere Behelfsheime, teils kleine Steinbauten, teils Holzbaracken errichtet. Transporte mit eva­kuierten Saarländern, meist aus der Gegend von Merzig und Saarlautern trafen im Spätherbst 1944 ein. Nach den Bombenwürfen auf Neustett wurden die angeordneten Nachtwachen vielerorts mit größerer Gewissenhaftigkeit durchgeführt als vorher; auch erwachsene Mädchen mussten öfters dabei eingesetzt werden, weil es an den nötigen Männern fehlte.

Tote deutsche Soldaten 1945 am Wegesrand

Toter deutscher Soldat 1945 am Wegesrand

Eisenbahnstrecken Steinach und Dombühl bombardiert

Vom Januar 1945 ab steigerte sich die Tätigkeit der feindlichen Tiefflieger, die besonders an den Hauptstrecken der Eisenbahn bei Steinach und Dombühl den Bahnverkehr empfindlich störten. Dabei fühlte sich auch die Landbevölkerung stets bedroht, denn es wurden öfters auch Wohn­häuser in der Nähe der Bahn von Geschossen ge­troffen, gelegentlich wurden auch Feuerstöße auf landwirtschaftliche Gespanne auf den Feldern und Straßen abgegeben. Kriegsgefangene weigerten sich schließlich wegen der Tieffliegergefahr unter­tags auf dem Feld zu arbeiten.

Waldbrand durch abgestürztes Kampfflugzeug in Wildenholz

Einen schmerzlichen Abschied gab es in vielen Familien am 24. Januar 1945, als Volkssturmein­heiten aus dem westlichen Mittelfranken, fast aus­schließlich Familienväter von über 40 Jahren, zum Kampf an der weichenden Ostfront aufge­boten wurden. Sie kamen schlecht ausgerüstet und ohne die nötige Ausbildung für den Kampf in die Gegend von Lebus bei Frankfurt a. d. Oder und hatten begreiflicherweise verhältnismäßig hohe Verluste an Toten und Verwundeten. Auch viele wackere Männer des Rothenburger Landes kehrten nicht mehr zu ihren Familien zurück (siehe Artikel „Das Volkssturm-Bataillon 7/108 Franken kämpfte 1945 wochenlang an der Ostfront“ in dieser Online-Dokumentation).

Die Tauberbrücke wurde noch gesprengt

Die Tauberbrücke wurde noch gesprengt

Beim Abwurf einer Luftmine in nächster Nähe von Oberhegenau (26. Februar) gab es zum Glück nur leichtere Gebäudeschäden, aber ein Bomben­abwurf auf das Pfarrdorf Wildenholz in der Nacht vom 16. auf 17. März 1945 hatte eine ganz verheerende Wirkung. Ein Fünftel des Dorfes wurde ein Raub der Flammen, im Ganzen 50 Ge­bäude, darunter 16 Wohnhäuser und 21 Scheunen. Einige Flugzeuge hatten Brandbomben in großer Zahl abgeworfen und es ist ein Wunder zu nennen, dass die völlig ungewarnte Bevölkerung kein ein­ziges Todesopfer zu beklagen hatte. Der Verlust an Vieh belief sich auf zwei Pferde, 38 Rinder und 60-70 Schweine und Schafe. In der gleichen Nacht, zur selben Stunde (22.30 Uhr) ging auch ein Regen von Stabbrandbomben auf den Ort Traisdorf, Gemeinde Gastenfelden nieder und es sah aus, als müsste der ganze Ort in Flammen aufgehen. Rasches und mutiges Eingreifen der Ortsbewohner hatte den Erfolg, dass kein einziger Brand um sich greifen konnte. Ein Waldbrand, der durch den Absturz eines brennenden Flug­zeuges ebenfalls in dieser Nacht beim Sengelhof entstanden war, wurde auch von entschlossenen Männern sofort eingedämmt.

Wachsende Verängstigung der Landbevölkerung

Truppenbewegung zwischen dem 13. und 19. April 1945

Truppenbewegung zwischen dem 11. und 19. April 1945

Diese Ereignisse hinterließen nicht nur in Wildenholz und Traisdorf, sondern in der ganzen Umgegend eine tiefe Erschütterung und wach­sende Verängstigung. Die Luftangriffe auf die Städte und Eisenbahnknotenpunkte der weiteren Umgegend (Ansbach, Würzburg, Heilbronn, Treuchtlingen, Gunzenhausen) häuften sich zu gleicher Zeit immer mehr. Vielfach suchte jetzt auch die dörfliche Bevölkerung die Keller auf, wenn die Fliegertätigkeit besonders heftig ein­setzte; man konnte ja nie wissen, ob nicht zu­fällig auch auf ein Dorf Tod und Verderben nie­dergehen würden. Immer schwieriger wurde es, einen halbwegs geordneten Schulunterricht durchzuführen. Kin­der, die nach auswärts zur Schule gehen sollten, wurden von den besorgten Eltern wegen der Tief­flieger zu Hause behalten, die anwesenden wurden bei dem häufig einsetzenden Fliegergeräusch un­ruhig und mussten aus Sicherheitsgründen auch oft weggeschickt werden. Die gleichen Schwierig­keiten ergaben sich bei den Gottesdiensten. Wie sollte unter diesen Umständen das Osterfest ge­feiert werden, wie sollte man die Konfirmation abhalten? Teilweise wurde diese Feier noch eilig vorverlegt und in einfachster Form vollzogen. Von Ostern ab musste an mehreren Orten der Gottesdienst für ein bis zwei Sonntage ausgesetzt werden. Der Schulunterricht ruhte von den Osterferien an monatelang.

Deutsche Flugabwehr, NS-Propaganda-Postkarte

Deutsche Flugabwehr, NS-Propaganda-Postkarte

Feldarbeit trotz Tiefflieger-Angriffe

Am Geschützdonner aus dem Westen konnte man es merken, dass die Front von dorther immer näher rückte. Ein schwerer Druck lastete auf allen Gemütern. Trotzdem ging der Bauer in an­geborenem Pflichtbewusstsein seiner gewohnten Arbeit nach. Oft unter Lebensgefahr wegen der unbarmherzigen Tiefflieger – bei Hochstetten, Gemeinde Frommetsfelden, wurde ein Pferd getötet, ein zweites angeschossen – wurde die Frühjahrs­bestellung begonnen und komplett durchgeführt. Teilweise wurde auch nachts bei Mondschein auf dem Feld gearbeitet. Die Arbeit war begünstigt von herrlicher Witterung, ging somit rasch vor­wärts und als die Osterfeiertage herankamen und mit ihnen die Kämpfe bei Uffenheim, Mergent­heim und Crailsheim einsetzten, war die Flur fast bis auf den letzten Acker bestellt.

Feldflugplatz Oberscheckenbach angegriffen

Nun begann auch das Zurückfluten unserer Truppen durch das Rothenburger Land. Beson­ders auf der Taubertalstraße und aus der Richtung Blaufelden rückten die verschiedenartigsten Ko­lonnen und Truppengattungen an, auch viele Versprengte waren unter ihnen, die im Drang der Ereignisse ihre Einheit nicht mehr finden konnten oder auch nicht mehr finden wollten. Am Tag des Luftangriffs auf Rothenburg (31. März) wurde auch gegen halb zwei mittags der Reserveflughafen bei Oberscheckenbach durch Tiefflieger ange­griffen und eine halbe Stunde beschossen. Der Volkssturm war bereits einige Tage zuvor zu Wachdienst und zum Bau von Stellungen und Panzersperren zusammengerufen worden. In den Nächten war der Himmel gerötet von den Brän­den der Dörfer des Uffenheimer Gaues und in der Mergentheimer Gegend. Jetzt war die allgemeine Sorge und Frage: Wird wohl das Kampfgeschehen rasch über unsere Gegend dahin ziehen oder wer­den die Berge der Frankenhöhe von unsern Trup­pen dazu ausgenützt, den Gegner noch einmal einige Zeit aufzuhalten? Man hörte, dass sich dort verschiedene Einheiten sammeln; man hörte, dass letzte Reserven, z. B. Artillerie aus Amberg eilig herangeführt werden. Dem Bauern wurden die letzten halbwegs guten Pferde und sämtliche Motorschlepper für den Bedarf der Truppe weg­genommen. […]

Flackabwehr bei Nacht

Flackabwehr bei Nacht

Neue Hauptkampflinie Crailsheim-Mergentheim-Wertheim

Die deutschen Truppen, die in der ersten und zweiten Aprilwoche hier einrückten, gehörten dem XIII. SS-Armeekorps an. Die beiden Divisionen dieses Korps, die 79. und 212. Volksgrenadier-Divi­sion, hatten an der Trier­front gekämpft und dort schwerste Verluste erlitten. Die Reste waren hierauf in der Gegend von Heidel­berg neu gesammelt wor­den und hatten im Raum Crailsheim-Mergentheim-Wertheim eine neue Hauptkampflinie gebildet, die aber wegen des feindli­chen Durchbruchs bei Würzburg und wegen des starken Drucks auf den Südflügel in Richtung Crailsheim nicht gehalten werden konnte. Die Divi­sionen waren mannschafts­mäßig sehr stark, weil ihnen letzte verfügbare Reserven aus den Garnisonen, Re­kruten des jüngsten Jahr­ganges, mehrere Unteroffi­ziersschulen, eine Artillerieschule u. a. zugeteilt worden waren, auch hat­ten sie ausreichend Ver­pflegung. Was ihnen fehlte, waren vor allem schwere Waffen, Panzer, Artillerie, Munition und Treibstoff und eine Unterstützung durch die Luftwaffe. We­gen Treibstoffmangel hat­ten sie bei ihrem Rückzug vom Rhein her laufend wichtige Kampfgeräte und Fahrzeuge aufgeben müs­sen. Die Erkenntnis, dass die Fortsetzung des Kamp­fes zwecklos ist, hatte na­türlich auch in der Truppe längst Raum gewonnen, aber die Disziplin war, aufs Ganze gesehen, noch ziem­lich gut, und es gab in den Dörfern keinerlei Aus­schreitungen und nur ver­einzelt Übergriffe (Insingen und im Taubertal). […]
Als militärische Aufgabe für die Truppe im Räum beiderseits von Rothenburg war nicht die Er­richtung einer festen Abwehrlinie ins Auge gefasst. Eine solche Linie wäre von den Amerikanern, die ziemlich rasch von Würzburg aus durch Nord­bayern gegen Bayreuth und die Oberpfalz vor­drangen, am rechten Flügel bald umgangen und im Rücken bedroht gewesen, auch fehlten wie bereits gesagt, die schweren Waffen und die Munition für einen ernst zu nehmenden Widerstand. So hatte das XIII. SS-Armeekorps die Weisung, den Vor­marsch der vorrückenden Amerikaner so lange als möglich aufzuhalten, jedoch unter Vermeidung einer überholenden feindlichen Verfolgung, feind­liche Durchbrüche zu verhindern und mit dem Gros der Truppen langsam in südöstlicher Rich­tung auf die Donau zurückzugehen. […]

Ausgebombter Ort, ein Ende des Krieges alltägliches Bild auch auf dem Land

Ausgebombter Ort, ein Ende des Krieges alltägliches Bild auch auf dem Land

Amerikaner beteiligten sich am Löschen von Bränden

Wie schon gesagt, erfolgte das Vorrücken der amerikanischen Streitkräfte mit größter Vorsicht und unter möglichster Schonung der eigenen Mannschaft. Überraschende Vorstöße wurden so gut wie nie gemacht, sondern es erfolgte immer zuerst eine sorgfältige Luftaufklärung und dann ein langsames Vorfühlen; zeigte sich dabei auch nur geringfügiger Widerstand, so ging die Spitze zurück und nachgezogene Artillerie eröffnete ein starkes, länger anhaltendes Feuer auf die deut­schen Nachhuten. Dabei kam es nicht selten vor, dass auch Ortschaften stärker beschossen wurden, in denen deutsche Streitkräfte nur vermutet wurden (z. B. Steinsfeld) und wo es die Bevölke­rung versäumt hatte, im richtigen Augenblick die weiße Flagge zu zeigen. In solchen Ortschaften rückte auch die Infanterie im Schütze eines hef­tigen MG- und MP-Feuers ein; auch sie brauchte ja ihre Munition nicht zu sparen. […] Bei der Güte ihrer eigenen Verpflegung hatten es die amerikanischen Soldaten nicht nötig, sich aus den Lebensmittelvorräten unserer Bauern zu versorgen, jedoch Obstkonserven und vor allem Eier wurden sehr begehrt, in großen Mengen ver­zehrt und zum Teil sogar bezahlt. Bei Uhren, Photoapparaten, elektrischen  Geräten, Werkzeugen und ähnlichem wurde die Bezahlung regelmäßig vergessen. Auch Bargeld verschwand aus man­chen Häusern, ebenso Andenken verschiedenster Art. Im ganzen war jedoch das Verhalten der Truppen in den Dörfern gut, es kam zu keinen Gewalttätigkeiten und bisweilen beteiligten sich die Amerikaner sogar am Löschen der entstan­denen Brände und an der Bergung von Vieh aus brennenden Stallungen. […]

Reserveflugplatz Oberscheckenbach besetzt

Einen amerikanischen Vorstoß nach Crailsheim hatten in der ersten Aprilwoche deutsche Truppen zurückgeschlagen, und auch im Raum nördlich von Uffenheim hatten zu gleicher Zeit deutsche Panzer­einheiten den Gegner mehrere Tage aufgehalten. Am 11. April musste jedoch Uffenheim aufgegeben werden. Eine amerikanische Panzerspitze stieß nun von der Staatsstraße Uffenheim-Ansbach aus über Bergtshofen-Mörlbach am späten Nach­mittag nach Habelsee und Ohrenbach vor und besetzte den Reserveflugplatz bei Oberscheckenbach ohne wesentlichen Widerstand zu fin­den. Am 12. April wurde auch Großharbach besetzt. Die noch zwischen Langensteinach, Equarhofen und Kloster Frauental liegenden deutschen Truppen zogen sich in den folgenden Nächten im Schutze der Dunkelheit. nach Süd­osten zurück.

Panzer auf der Frankenhöhe

Panzer auf der Frankenhöhe

US-Präsident Roosevelt gestorben: ein Tag Waffenruhe

Am 13. April fühlten amerikanische Spähtrupps nach Finsterlohr und Adelshofen vor, Münster im Herrgottstal wurde von Standorf her, Archshofen von Creglingen aus besetzt. Am 14. April trafen in den Morgenstunden nachrückende stärkere Verbände in Reichardsroth und Neu­stett ein. Im übrigen war offen­bar bei den Amerikanern für diesen Tag Waffenruhe befohlen zum Zeichen der Trauer um den verstorbenen Präsidenten Roosevelt, zu dessen Gedächtnis in der Kirche zu Oberscheckenbach ein Trauergottesdienst der Truppen abgehalten wurde.

Ortsansicht von Binzwangen

Ortsansicht von Binzwangen

Die letzten Dörfer im Vorfeld Rothenburg wurden eingenommen

So kam der amerikanische Vor­marsch erst am folgenden Tage (15. April) wieder in Fluss, nach­dem vom 13. April an von den Angreifern viel Artillerie nach­gezogen worden war, welche das Feuer auf die nächstgelegenen Dörfer und weiterhin auf die Wälder der Frankenhöhe richtete. Im Westen fielen Obereichen­roth, Spielbach, Lichtel, Schmerbach und nach Infanteriekämpfen Finsterlohr in ameri­kanische Hände. In Spielbach, Enzenweiler und in der Gemeinde Finsterlohr gab es empfindliche Zerstörungen. Ziemlich kampflos verlief am sel­ben Tag der Vormarsch auf der Tauberstraße über Tauberzell nach Tauberscheckenbach. Um Adelshofen, Reichelshofen und Stei­nach entbrannten Gefechte mit deutschen Nach­huten, unter denen die Dörfer ziemlich zu leiden hatten; wie in Spielbach wurden auch in Adels­hofen und Steinach die Kirchen stark beschädigt, die Orte hatten ernste Gebäudeverluste.
Am folgenden Tag (16. April) beschränkte sich die Kampftätigkeit der Amerikaner auf die letzten Dörfer im Vorfeld von Rothenburg und der Frankenhöhe: im Taubertal rückten sie bis Bett­war vor, Gattenhofen, das tags zuvor von einer SS-Mannschaft verteidigt worden war, Steins­feld, Hartershofen, Schweinsdorf und Unternordenberg wurden im Laufe des Tages besetzt. Nordenberg und vor allem Steinsfeld hatten durch Artilleriebeschuss beträchtlich gelitten.

Schweinsdorf in einer alten Ansicht

Schweinsdorf in einer alten Ansicht

Linden wurde durch Feuer fast völlig zerstört

Nach der Übergabe von Rothenburg ging am 17. April der Vormarsch in raschem Zuge weiter. Westlich der Stadt fielen Gammesfeld, Leuzendorf, Bettenfeld und Leuzenbronn mit ihren Nebenorten nach vorausgehendem Artillerie­feuer auf die Dörfer und Weiler. Bei Nordenberg wurde die Frankenhöhe erstiegen und der Angriff bis Windelsbach, Preuntsfelden, Burg­hausen, Cadolzhofen und Binzwangen vorgetragen. Hierbei wurde Linden durch Feuer fast völlig zerstört, in den übrigen Gemeinden gab es nur geringen oder überhaupt keinen Scha­den. Die von Schweinsdorf aus über Neusitz ebenfalls auf die Höhe vorrückenden Amerikaner wurden bei Wachsenberg von einer kleinen deutschen Nachhut noch einige Zeit hingehalten. Äußerst traurig verlief der Tag für die Dörfer Brettheim und Hausen am Bach, die einzigen Dörfer des alten Rothenburger Landes, die auch aus der Luft angegriffen wurden. In beiden Orten zusammen gingen fast 150 Gebäude in Flammen auf, beide Dorfkirchen wurden schwer beschädigt, In Brettheim kamen 17 Zivilpersonen ums Leben. Kurz nach den Luftangriffen wurden die Dörfer von amerikanischen Truppen besetzt.

Schillingsfürst

Schillingsfürst

Weiße Fahne rettete Schillingsfürst vor Beschuss

Auch am nächsten Tag (18. April) gingen die Amerikaner rasch vorwärts und fanden fast keinen Widerstand mehr vor. Über Gebsattel wurde der Vormarsch nach Kirnberg, Lohr, Bockenfeld, Diebach, Insingen und Faulenberg fortgesetzt. Neben Diebach waren Lohr und Bellershausen die durch Artilleriefeuer am schwersten mitgenommenen Orte. Teilweise hat auch das deutsche Artilleriefeuer die Schäden ver­ursacht. Im oberen Altmühlgrund und seinen Seitentälern rückten die Amerikaner in Stettberg, Geslau, Gunzendorf, Schwabsroth, Bieg, Dornhausen, Poppenbach, Oberfelden, Frommetsfelden und Buch a. W. kampflos ein. Nun waren noch 17 Gemeinden des Landkreises Rothenburg zu besetzen: auf der Frankenhöhe Brunst, Eckartsweiler, Erlbach, Gastenfelden, Hagenau, Schillingsfürst und Stilzendorf, westlich davon Bottenweiler, Dom­bühl, Erzberg, Gailnau, Gailroth, Östheim, Kloster Sulz, Wettringen, Wildenholz und Wörnitz. In allen diesen Ortschaften, mit Ausnahme von Wildenholz, fuhren am 19.April die amerikanischen Panzerfahrzeuge ein, meist ohne auf deutsche Kräfte zu stoßen. Nur Bottenweiler, Erzberg und Wettringen hatten noch ernstliche Schäden an Gebäuden zu beklagen. Schillingsfürst, einige Tage zuvor noch Sitz des SS-Korpsstabes, blieb dank der beherzten Tat einer Krankenschwester, welche im letzten Augenblick die weiße Fahne hisste, von einem Beschuss ver­schont (Fortsetzung: Kriegsfackeln über den Dörfern II).

Siehe auch: Kriegsfackel über den Dörfern II

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2 Kommentare zu Kriegsfackel über den Dörfern I: US-Truppen nahmen Dorf für Dorf ein. Bei Widerstand wurden Gebäude und ganze Höfe in Brand geschossen

  1. Jörn Napp sagt:

    Die Bomber auf dem Foto sind KEINE amerikanischen Flugzeuge, sondern britische Halifax!
    Bitte erst einmal recherchieren.

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