Gegenüber Rothenburg zeigte sich der bayerische Ministerpräsident Ludwig Siebert gern als Wohltäter. Denn er war von 1908 bis 1919 Rechtskundiger Oberbürgermeister der Stadt, Rothenburg, bevor er Oberbürgermeister in Lindau wurde. Aus Anlass eines Besuchs in Rothenburg sicherte Ludwig Siebert dem Oberbürgermeister Schmidt und dem NSDAP-Kreisleiter je 1.000 RM zu, die in 50 Teilbeträgen zu je 20 RM „zur Unterstützung braver Familien“ der Stadt und des Kreises verteilt werden sollten. Der Kreisleiter bestimmte die Begünstigten dieser Spende im Einvernehmen mit der Nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung und dem Reichsbund der Deutschen Familie. Bei derartigen Anlässen bedachte der bayerische Ministerpräsident auch die junge Generation. Für den herzlichen Empfang und das damit verbundene Engagement bedankte sich Siebert bei der Jungmädelgruppe 6/308 und den Fanfarenbläsern der HJ mit Büchern, Musikinstrumenten und weiteren Sachgeschenken. Es liegt auf der Hand, welchen bleibenden positiven Eindruck dies auf die betreffenden Personen machte.
Am 27. März 1941 genehmigte der bayerische Kultusminister Adolf Wagner den Antrag des Oberbürgermeisters der Stadt Rothenburg, dass die Oberschule für Jungen in Rothenburg den Namen „Ludwig-Siebert-Oberschule für Jungen“ führen durfte. Anlässlich zur Feier der Erhebung der sechsklassigen Oberschule in Rothenburg zu einer Vollanstalt am 8. September 1941 errichtete Siebert eine Stiftung für besonders würdige Schüler, um sie in ihrem Studium zu unterstützen.
Das Vermögen der Stiftung bestand aus einem Betrag von 10.000 RM, den Siebert der Stadt zur Gründung der Stiftung zur Verfügung stellte. Die Stadt Rothenburg sollte ihrerseits einen Betrag von 5.000 RM dem Stiftungskapital zuwenden. Daraus sollte den würdigsten Schülern der Anstalt nach Absolvierung der Oberschule eine Studienbeihilfe gewährt werden. Ferner appellierte Siebert an die Stadt und deren Bürger, durch weitere Zuschüsse das Kapital der Stiftung zu erhöhen. Die Stiftung führte die Bezeichnung „Ludwig-Siebert-Oberschule-Stiftung“ und sollte als Studienhilfe ab dem Jahre 1943 für einen würdigen aber auch bedürftigen Schüler jährlich 150 RM betragen. Die Stiftung hatte ihren Sitz in Rothenburg und wurde vom Bürgermeister selbst verwaltet. Die Verteilung des Stipendiums erfolgte jeweils zum Schulschluss durch den Bürgermeister aufgrund der Vorschläge des Leiters der Oberschule.
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Der Name Ludwig Siebert wurde anscheinend nach dem Krieg weggelassen, ebenso “fuer Jungen”, denn ich besuchte diese “gemischte” Schule einige Jahre in den 1950’s.
(Ingrid Leopold, jetzt in Florida, USA)