Von Wolf Stegemann
1903 in Neustett (Adelshofen) geboren, besuchte er in Rothenburg die Präparandenschule am Milchmarkt und von 1920 bis 1923 die Lehrerbildungsanstalt in Schwabach. 1926 wurde er in den bayerischen Schuldienst übernommen und blieb Lehrer bis zu seiner Pensionierung in den 1960er-Jahren. Dazwischen war er Nationalsozialist und von August 1932 bis 15. Oktober 1934 NSDAP-Kreisleiter in Rothenburg (Stadt und 61 Gemeinden). Das, was Friedrich (Fritz) Mägerlein als Heimatkundler geschrieben hat, befasst sich recht harmlos mit der Geschichte der Rothenburger Region. Beispielsweise mit dem „Christlich Uhr- und Glockenwerk“ von Neustett, mit dem Weinbau von Tauberzell, mit der Freiwilligen Feuerwehr in Tauberscheckenbach, mit Großharbachs und Ohrenbachs Vergangenheit oder mit Altbesitzhöfen und Güterschaftswaldungen. Diese Artikel veröffentlichte der Dorf- und Hauptschullehrer nach 1945 meist in der Beilage des Fränkischen Anzeigers „Die Linde“ – in redaktioneller Verantwortung des Vereins Alt-Rothenburg. Daher schrieb in dieser Beilage der Lehrer und Rothenburger Archivar Dr. L. Schnurrer im Nachruf Mägerleins, der 1993 starb: „Reich entfaltete sich nach dem Zweiten Weltkrieg seine forschende und organisatorische Tätigkeit im östlichen Unterfranken.“ Über sein Organisationstalent, das Mägerlein in den Anfangsjahren des Nationalsozialismus entwickelte, schrieb Ludwig Schnurrer nichts. Auch nicht über sein exponiertes Wirken in der NSDAP, wo Friedrich Mägerlein doch Hoheitsträger der Partei war und in dieser Zeit Rothenburgs Behörden, Vereine sowie Wirtschafts- und Tourismusverbände auf Gleichschaltungslinie der NSDAP brachte. Das war seine nicht unerhebliche Leistung als Kreisleiter der NSDAP.
Über seine Forschungsarbeiten zu fränkischen Familien im Rahmen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte, die ab 1933 natürlich auch die nationalsozialistischen Ansichten über Sitten, Rasse und Familie vertrat, schrieb er auch schon vor 1945.
Über Friedrich Mägerlein ist bislang wenig bekannt
Darüber und über seine nationalsozialistische Karriere und Denkungsart ist wenig bekannt. Warum? Beispielsweise gibt es im Stadtarchiv Rothenburg weder über ihn noch die anderen ihm nachfolgenden NSDAP-Kreisleiter nennenswerte Unterlagen. Auch nicht solche, die ihn nach 1945 beurteilen. Da war er schon lange nicht mehr in Rothenburg. Zudem sind rund zwei Jahre Kreisleitertätigkeit für eine Beurteilung nicht ergiebig, zumal über ihn auch wenig im „Fränkischen Anzeiger“ steht; ausgenommen die üblichen Floskeln bei den Partei-Ritualen und hin und wieder über seine antisemitischen Äußerungen. So sprach er am 14. April 1934 in einer Mitgliederversammlung der NSDAP im Stammlokal „Grüner Baum“, als neue Parteigenossen verpflichtet wurden. Der Kreisleiter erläuterte, dass es zwei Hauptaufgaben der Bewegung gebe, die Judenfrage und die Bekämpfung des Zentrums-Geistes, der immer noch herrsche.
Geschichte ist Dienst an Volk und Staat
Als sich am 16. und 17 Juni 1934 die Mitglieder der „Gesellschaft für Fränkische Geschichte“ zur Jahresversammlung im Wildbad trafen, lobte Kreisleiter Mägerlein in Vertretung von Gauleiter Julius Streicher die Gesellschaft für ihre „hohe Aufgabe, dem Frankenvolk seine Geschichte zu vermitteln“ und überbrachte die guten Wünsche des Gauleiters.
„Die Gegenwartsaufgaben , die der Nationalsozialismus dem deutschen Volk gestellt hat und die zukunftsgestaltende Arbeit kann nur geleistet werden, wenn dieses Volk den lebendigen Zusammenhang mit seiner Vergangenheit nicht verliert und den Schöpfungen und der Arbeit der Männer dieser Vergangenheit die nötige Ehrfurcht und Achtung entgegenbringt.“
Geschichte sei die gemeinsame Arbeit im Dienst für Volk und Staat. Bereits dreimal habe die Gesellschaft in Rothenburg getagt. „Doch heute müsse ein Gefühl des Glückes Platz greifen, das der Tat des Mannes zu verdanken sei, der vom Himmel in des Volkes schwerster Stunde gesandt wurde.“ Dann war noch die Rede davon, dass Rothenburg heute ein „modernes Stadtwesen“ in alten Gassen sei, wofür „ganz Deutschland“ danke. „Denn Rothenburg ist in ganz Deutschland und darüber hinaus: die deutsche Stadt.“
Die Judenfrage war des Öfteren sein Thema
In Versammlungen und Reden rief Mägerlein immer wieder zur Ausgrenzung der Juden auf, die Deutschlands Unglück seien. Er fuhr auch durch die Dörfer und hielt dort antisemitische Vorträge in den Gasthöfen. Damit vertrat er voll die Linie der Partei, wie er auch den verzückten Jubelrufen über die „Herrlichkeit des Führers“ verfallen war. Friedrich Mägerlein übergab das Amt des NSDAP-Kreisleiters noch 1934 seinem Vertreter Karl Zoller. Vermutlich musste Mägerlein zurücktreten, weil er in die politische Affäre des SA-Führers Franken, Wilhelm Stegmann, verwickelt war. Mägerlein zog 1935 nach Unterfranken, wo er wieder in den Dorfschuldienst ging. Nach dem Krieg saß er von 1956 bis 1965 im Kitzinger Kreistag. Sein Interesse galt nach wie vor der Heimat. So schrieb er Bücher und Aufsätze mit den Titeln (Auswahl): „Die Archive des Landkreises Kitzingen“ (1969), „Gartenland um Kitzingen. Gartenbau, Obstbau und Bienenzucht im Kitzinger Land“ (o. J.), „Bäckereien im Kitzinger Land“ (1969), „Judengemeinden im Kitzinger Land“ (Heimatbuch 1969), „Oberwasserleitungen im Landkreis Kitzingen“ (1972).
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