29. Januar: Am 27. Januar 1929 fand in der Stadt die erste Versammlung dieses Jahres statt. Dazu wurde die gesamte SA aufgeboten, da man nicht wusste, ob seitens der Marxisten Sprengversuche unternommen würden. Die Versammlung verlief aber ruhig. Es mögen 150 Personen anwesend gewesen sein. Redner war Pg. Benesch, Ansbach.
8. März: Die zweite öffentliche Versammlung in der Stadt stieg. Es sprach der Reichsführer der SS, Himmler. Ein kommunistischer Diskussionsredner aus Kitzingen wurde im Schlusswort vernichtend abgefertigt.
10. März: Himmler sprach in Geslau. Die SA Rothenburg nahm daran teil
22. März: Öffentliche Versammlung in der Landbunddomäne Lohr. Als Gegenredner war ein Landbündler anwesend. Die Stimmung war ausgezeichnet…
6. April: Als Antwort auf die Versammlung des Pg. Holz erschien im „Fränkischen Anzeiger“ ein „Eingesandt“ ohne Unterschrift. Darin beklagt sich der Einsender neben einer Kritik, daß man ihnen das Recht der Verteidigung nehme. Das sei undeutsch. Zu der heutigen Versammlung wurde der Einsender öffentlich eingeladen. Er blieb jedoch fern. Er hatte aber dazu beigetragen, daß der Besuch so stark war, daß die Versammlung polizeilich gesperrt werden musste. Am Schluss ungeheuere Begeisterung. Es war klar, daß alle Parteigenossen den Einsender kennen lernen wollten. Nach der öffentlichen Einladung beobachtete deshalb ein Parteigenosse das Verlagsgebäude. Er brauchte auch nicht lange warten, da kam der damalige Judenlehrer und gab seine Antwort auf. Damit war er erkannt.
12. April: Die Lage scheint interessant zu werden. Die zwei Holzversammlungen [gemeint Karl Holz, NSDAP-Nürnberg], die sich nicht gegen die Sozialdemokraten richteten, sondern sich fast ausschließlich mit der Judenfrage befassten, rief plötzlich die SPD auf den Plan. Sie setzte eine öffentliche Versammlung mit einem ihrer namhaftesten Redner – es war der damalige Staatsanwalt Högner [Hoegner], München – an. Die Nationalsozialisten wurden hierzu öffentlich eingeladen. Dadurch war diese Versammlung zu einer Prestigefrage für die Ortsgruppe Rothenburg geworden. Wahrscheinlich glaubte man den Nationalsozialisten damit für immer das Handwerk im Stadtgebiet zu legen …
4. Mai: Endlich war es gelungen, das Redeverbot in der Stadt zu beseitigen. Es stand für die Nationalsozialisten fest, daß sie als erste zu einer Versammlung aufrufen müssten. Um den Marxisten und den verängstigten Spiesern [sic!] zu beweisen, daß sie unter allen Umständen gewillt waren, ihre erkämpfte Stellung zu behaupten und auszubauen. Auf alle Fälle wurden SA-Gruppen der Umgebung zum Saalschutz befohlen, denn eines stand fest: es mochte zu Schlägereien kommen, daß war belanglos – wesentlich war, daß der Nationalsozialismus Sieger bleiben musste. Als Redner war wieder Pg. Holz gewonnen worden. Wider erwarten blieb alles ruhig. Die Nationalsozialisten wurden auch in keine marxistische Versammlung mehr eingeladen, man verbot ihnen sogar von nun an den Zutritt, die Abreibung hat sehr gesessen.
10. Mai: Die zweite Versammlung in Schweinsdorf brachte sechs Neuaufnahmen. Wieder eine Bresche.
15. Mai: In Lohr sollte die zweite Versammlung steigen. Eine benachbarte Ortsgruppe sollte die Propaganda machen. Beim Eintreffen des Redners war jedoch noch nichts geschehen. Darauf zog die SA singend durch Lohr. Der Saal füllte sich und zwölf Neuaufnahmen waren der Erfolg …
22. September: Die erste Sturmfahne wurde geweiht. Damit war ein großer SA-Aufmarsch verbunden. Die Kundgebung erhielt besondere Bedeutung durch die Anwesenheit des Gauleiters. Als Redner war ferner anwesend Pg. Grimm. Die Weihe nahm Pg. Pfarrer Sauerteig, Ansbach, vor. Die Kundgebung wurde geschickt in die damalige „Landwirtschaftliche Schau“ eingebaut, wodurch es möglich war auch ziemlich viel Gegner zu erfassen.
12. Oktober: Die Schutzstaffel Rothenburg wurde durch den SS-Mann Karl Kitzinger, Gebsattel, am 12. Oktober 1929 aufgestellt.
13. Oktober: Das Reichsbanner war zu einer Kundgebung nach Schillingsfürst zusammengerufen worden. Als dies bekannt wurde, wurde die SA zu einer Gegenkundgebung nach Schillingsfürst befohlen. Der Reichsbanneraufmarsch wurde daraufhin abgeblasen.
1. November: Versammlungen in Bettenfeld, Hartershofen (von den erstaufgenommenen waren die Lauen wieder angesplittert. Nun konnten wieder zehn aktive Volksgenossen aufgenommen werden). Benesch sprach in Gebsattel, Gefallenengedenkfeier in Gattenhofen, Gefallenengedenkfeier in Rothenburg ob der Tauber, Versammlung in Adelshofen. Die starke Versammlungstätigkeit verschlang große Mengen Propagandamaterial. Der letzte SA-Aufmarsch vom September war der Ortsgruppe auf nahezu 1.100 Reichsmark gekommen. Der größte Teil der Kosten wurde zwar durch „Kampfspenden“ und Plakettenverkauf gedeckt, aber es blieben immer noch derart hohe Auslagen, daß die Parteigenossen diese nicht mehr decken konnten, zumal die Gelder der Großkapitalisten noch immer nicht eingetroffen waren. Dieser Umstand drohte sich hemmend für die Ortsgruppe auszuwirken. Außerdem wurde bei den Versammlungen die Wahrnehmung gemacht, daß viele Volksgenossen den nationalsozialistischen Versammlungen fernblieben. Auch das musste geändert werden. Der Retter aus der Not war ein Lichtbildapparat. Durch die Eintrittsgelder wurden die Mittel zum politischen Kampf geschafft. Propagiert und zunächst gezeigt wurde ein neutraler Film zum Beispiel „Die Westfront“. Es war klar, daß die Feldzugsteilnehmer meist immer vollzählig erschienen waren. Häufig brachten sie auch die Frauen und jungen Burschen mit. Dieser Film wurde für diesen besonderen Zweck durch die Pg. Rahner und Höfler in monatelanger Arbeit selbst hergestellt.
6. Dezember: Die Gemeinderatswahlen erbrachten der Ortsgruppe eine Verdoppelung ihrer Stimmen gegenüber den Maiwahlen des Vorjahres. Drei Gemeinderäte zogen ein.
14. Dezember: Auch nach diesem Erfolg wurde nicht gerastet. Ein Lichtbildervortrag in Gattenhofen trug zur Tilgung der letzten Wahlschulden bei.
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