Wilhelm Stegmann: Gründer der NSDAP-Gruppe Rothenburg und SA-Führer „Gausturm Franken“ geriet 1933 in Ungnade, kam ins KZ und fiel 1944 in einem SS-Strafregiment

Von Dr. Rainer Hambrecht

Gerade zu Beginn des großen Aufschwungs der NSDAP erhielt die SA im Sommer 1930 einen Führer, der sich durchzusetzen vermochte und der Sturmabteilung nicht nur nominell vorstand: Wilhelm Ferdinand Stegmann aus Schillingsfürst. Nach Streicher und Schemm profi­lierte er sich zum wichtigsten fränkischen NS-Führer vor der Machtergreifung.

Der Schillingsfürster Wilhelm Stegmann gründete auch die Rothenburger NSDAP-Ortsgruppe

Der Schillingsfürster Wilhelm Stegmann gründete auch die Rothenburger NSDAP-Ortsgruppe

1899 als Sohn eines höheren Ministerialbeamten in München gebo­ren brachte es Wilhelm Ferdinand Stegmann als Freiwilliger (1917) im Weltkrieg bis zum Leutnant im Infanterie Leibregiment. Sein da­maliger Regimentskommandeur war Ritter v. Epp, dessen Freikorps er 1919 angehörte. 1920 beteiligte er sich an den Kämpfen im Ruhrgebiet. Danach studierte er an der TH München Landwirt­schaft, wobei er Heinrich Himmler kennen lernte. Zu seinem Freundeskreis zählte bis zum 30. Juni 1934 auch der spätere Münchner SA-Führer Major a. D. Schneidhuber. Anfangs als Gutsinspektor der Hohenloheschen Domäne, ab 1926 deren Pächter, kam Stegmann im Herbst 1923 nach Schillingsfürst, wo er angeblich vor dem Hitlerputsch der einzige Nationalsozialist war. Im Besitz von Waf­fen und einer ziemlich großen Anhängerschar sorgte er für er­hebliche Unruhe. In der Zeit des NSDAP-Verbots leitete er den Bund Oberland in Schillingsfürst. Schon Ende 1925 trat er erneut der NSDAP bei (Mitgliednummer 24.713) und überführte seine Oberland-Gruppe geschlossen in die SA. Wegen seiner politischen Tätigkeit, in der Stegmann ganz aufging, kümmerte er sich kaum um das Pachtgut, das 1933 hoch verschuldet war. Er besaß nicht Streichers Geschick, von der Hitlerbewegung zu leben, son­dern ließ sich sein politisches Engagement erhebliche Summen kosten. Den Eltern von Stegmann entstand durch Übernahme der Schulden des Sohnes 1933 ein Verlust in Höhe von 100.000 RM.

Er vertrat engagiert, provokant und mit der Faust nationalsozialistische Idee

Im Januar 1926 gründete er die NS-Ortsgruppe Schillingsfürst und erfasste von hier aus frühzeitig als beliebter Bauernpro­pagandist die ganze Umgebung bis ins Württembergische hinein; die Ortsgruppe Rothenburg ob der Tauber wurde von Schillingsfürst aus ins Leben gerufen. Bereits seine erste große Ak­tion machte den Namen des Diplomlandwirts weit über den Rothen­burger Bezirk hinaus bekannt. Stegmann benutzte die geplante Zwangsversteigerung eines Jungbullen wegen ausstehender Landeskrankenkassenbeiträge zu einer umfangreichen Agitation im ganzen Umland. Er erreichte schließlich, dass sich zwar rund 400 Bauern aus 30 Gemeinden zur Versteigerung einfanden, aber keiner bot.

Von Schillingsfürst aus wurde Wilhelm Stegmann für die NSDAP in Mittelfranken aktiv

Von Schillingsfürst aus wurde Wilhelm Stegmann für die NSDAP in Mittelfranken aktiv

In einer von Stegmann initiierten Resolution protestierten sie vielmehr gegen das be­hördliche Vorgehen. Stegmann erklärte darauf selbstherrlich, es seien nur noch die halben Zahlungen zu leisten. Das Bezirksamt fürchtete nicht zu unrecht, „dass die meisten Bauern ihre Beiträge entweder gar nicht oder nur zum Teil zahlen“ würden. In zahlreichen Versammlungen aber auch in Presseartikeln, die er notfalls als bezahlte Inserate erscheinen ließ, sorgte Steg­mann für die gewünschte Publizität seiner propagandistisch motivierten Protestaktion. Das Bezirksamt charakterisierte ihn treffend:

„In der kurzen Zeit seines Aufenthalts in Schillingsfürst hat er [Stegemann] infolge seines unruhigen, unbesonnenen und stürmischen Wesens verstanden, die öffentlichen Verhält­nisse in der bisher ruhigen Gemeinde Schillingsfürst na­mentlich in politischer Hinsicht vollkommen zu zerrütten; hierbei hat er sich in der Wahl seiner Mittel stets skru­pellos gezeigt. In seinem krankhaften Ehrgeiz und in sei­ner maßlosen Eitelkeit ist er bestrebt, die Aufmerksamkeit der Menge zu erregen. Hitler schwebt ihm als Vorbild vor.“

Seine knapp an zwei Meter heranreichende, kräftige aber schlanke Gestalt in Lederkniehose und Trachten Joppe war dank intensiven NS-Werbung bald im ganzen westlichen agrarischen Mittelfranken bekannt und erfreute sich großer Popularität. Deshalb betraute ihn Streicher 1929 mit der Leitung des NS-Bezirks Rothenburg-Ansbach-Feuchtwangen, zu dem zeitweilig auch Uffenheim zählte. Nicht zuletzt auf seine Aktivität dürfte der mit einer 65-prozentigem Wählerbeteiligung überragende Er­folg des Volksbegehrens gegen den Youngplan im Rothenburger Bezirk zurückgehen.

Stegmann bewaffnete die SA (1931)

Stegmann bewaffnete die SA (1931)

Herrschaft über die Straße

Neben dieser allgemeinen Werbetätigkeit organisierte er in seinem Bezirk die SA und ließ sie bei allen nur denkbaren Gelegenheiten gegen das Reichsbanner antreten, um damit seine Herrschaft über die Straße zu demonstrieren. 1929 war er schon zum Führer der Standarte Ansbach aufgerückt. Steg­manns Landsknechtsnatur entsprach die Überzeugung, auch die po­litische Linke den Nationalsozialismus gewinnen zu können. Der gleichen Wurzel dürfte die von seinen Freunden gerühmte soziale Einstellung entstammen. Einer seiner Unterführer meinte ganz im Sinn Stegmanns: „Wir sind zwar noch Gegner des Reichs­banners, aber wir wollen keine Feinde sein.“ Das schloss die Fortsetzung nicht aus: „Sollten aber Kameraden von den verhetz­ten Volksgenossen überfallen werden, dann sollen sie nationalsozialistische Fäuste kennen lernen.“

Er nutzte seine Immunität als Reichstagsabgeordneter für die Hetze

Wilhelm Stegmanns Bedeutung als eine der führenden Persönlichkeiten der fränkischen NSDAP erkannte im Sommer 1930 schließlich auch der weniger aufmerksame Beobachter, als jener fast gleichzeitig als Kandidat für den Reichstag aufgestellt und mit der Führung des Gausturms Franken, d. h. der SA Ober-, Mittel- und Unterfrankens, betraut wurde. Sofort nach der Wahl schlug Stegmann im Schutz der neu gewonnenen Immunität äußerst radikale Töne an. Er forderte die SA auf, noch viel bestimmter aufzutreten und keinerlei gegnerischen Terror mehr zu dulden.

„Es gelte jetzt die SA qualitativ auszubauen und zu organi­sieren … Neue viel schärfere Angriffe der Gegner seien zu erwarten. Hier gelte es,  sich radikal durchzusetzen und abzuwehren … Die Reichsbanner (sie)  sollen wissen, dass sie nicht mehr die Straße beherrschen.“

Im Reichstag würden die Nationalsozialisten keine Koalition ein­gehen, aber „trotzdem diktieren und wenn die anderen nicht wollen, dann machten sie nach Muster der Kommunisten einen derartigen Krach und Tumult, dass der ganze Laden hochginge … Wenn es darauf ankomme, würden die 107 Mann die Bude räumen“. Auch die Zeiten, da Beamte sich „wie Fürsten“ aufspielen und ihnen Vorschriften machen könnten,  seien vorbei. Zum Schluss meinte er noch:

„Die Anwesenden würden wohl überrascht sein und sagen, was ist denn aus dem Stegmann geworden, der ist auf einmal ganz radikal. Jawohl, ich bin Revolutionär und Gott sei Dank, dass man jetzt so reden kann, wie man will, ich bin ja immun und das kann man gar nicht genug ausnützen.“

Verbot der aufhetzenden Stegmann-Versammlung durch das Bezirksamt

Trotzdem bescheinigte ihm das Bezirksamt in Fragen „politischer oder nichtpolitischer Art stets ein korrektes Benehmen, das den gebildeten Mann verrät.“ Im Zusammenhang mit seiner neuen Aufgabe trat Stegmann ab Herbst 1930 häufig als Versammlungsredner in Oberfranken auf. Hier drohte er ganz seinem Stil entsprechend in einem Schreiben an die Regierung in Bayreuth (14. Februar 1931) als Oberführer der SA Franken mit einem Massenauf­marsch seiner SA, um jene zum Verbot einer Reichsbanner-Veranstaltung mit Hörsing in Coburg zu nötigen. In seinem engeren Machtbereich vermochte sich die Regierung im Juli 1931 nur noch durch ein generelles Verbot für Stegmann-Versammlungen gegen seinen verhetzenden Einfluss zu wehren. Mit seiner Reaktion desavouierte Stegmann den Bezirksamtsvorstand, der sich bei der Regierung für die Zurücknahme des Redeverbots verwandt hatte. Wieder drohte Stegmann in Briefen an die Regierung in Ansbach und das Bezirksamt Rothenburg, er werde sich selbst mit dem ihm „zur Verfugung stehenden Mitteln zu seinem Recht verhelfen“.

Ernst Röhm, zuerst Stegmanns Gönner, dann Gegner

Ernst Röhm, zuerst Stegmanns Gönner, dann Gegner

Mit der gleichen Rigorosität ging er gegen seine persönlichen Feinde in der Partei vor. Im April 1931 meisterte er eine Re­volte in der SA Schillingsfürst, indem er sie kurzerhand auf­löste und (vorübergehend) den Bezirksleiter von Feuchtwangen, Fritz Walz, entmachtete. Auf seinen persönlichen Einfluss gingen im Sommer des gleichen Jahres die Radikalisierung der Orts­gruppe und der Rücktritt des gemäßigten Leiters zurück. In der gesamten deutschen Presse erregte er Aufsehen, als er im Mai 1932 zusammen mit dem berüchtigten Edmund Heines gegen Dr. Helmuth Klotz, den ehemaligen Beauftragten Hitlers für Franken von 1923 und nunmehrigen Herausgeber homosexueller Briefe Röhms, im Restaurant des Reichtags tätlich und 30 Tage aus dem Parlament ausgeschlossen wurde. Das Schnellschöffengericht Berlin-Mitte verurteilte ihn zu drei Monaten Gefängnis wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung und tätlicher Beleidigung.

Wilhelm Stegmann war auch ein wirkungsvoller Bauernagitator

Durch seinen Beruf als Diplomlandwirt und Gutspächter und durch seine Parteiarbeit als wirkungsvoller Bauernagitator erwarb sich Stegmann in der Partei den Ruf eines Agrarexperten der NSDAP. Seine Anhänger wollten wissen, dass er Walter Darré abgelöst hätte, wenn es nicht um die Jahreswende 1932/1933 zum Zerwürfnis mit Hitler gekommen wäre. Röhm setzte ihn jedenfalls im Juni 1931 als landwirtschaftlichen Referenten der Obersten SA-Führung für die östliche Reichshälfte ein. Wahrscheinlich hatte er sich für diese Funktion durch seine guten Kontakte zu den Bauern und das Sammeln von Lebensmitteln, die er in die NS-Volksküchen in Ansbach und Nürnberg schaffen ließ, empfohlen. Er tat dies, noch bevor die Reichsleitung Gleiches organisierte.

Die SA verstand er als potenzielle Bürgerkriegsarmee

In den Jahren 1931 und 1932, der Zeit des raschen Wachstums der SA, entwickelte sich die SA zu einem organisatorisch ge­schlossenen Verband. Mit zunehmender Mitgliederstärke und mit den verschiedenen Befehlsebenen, die nötig wurden, gewann die militärisch gestufte Hierarchie an Realität. Das schloss inter­ne Streitigkeiten und „Meutereien“ nicht aus, die in Hof und Schillingsfürst zur Auflösung ganzer SA-Verbände führten. Noch im Herbst 1931 wandte sich Wilhelm Stegmann in einem Untergruppenbe­fehl gegen „unverantwortliches willkürliches Ein- und Absetzen von Unterführern, ohne jegliche Meldung an die vorgesetzte Dienststelle“, da es „dauernde Unordnung im Karteiwesen“ schaffe. Insgesamt nahm die Disziplin der „Sturm-Abteilung“ zu. Ein geordneter bürokratischer Schriftverkehr bot die Vor­aussetzung für die einheitliche Ausrichtung der Parteitruppe.

Auch in Franken geriet die SA immer mehr in den von der Reichsleitung gewollten Widerspruch zu den ihr offiziell von Hitler zugewiesenen Aufgaben. Sie bildete zwar nach wie vor die Hauptstütze der NS-Propaganda, sei es durch Aufmärsche mit Militärmusik, Versammlungsschutz, Verteilen von Propagandamateria1, Zeitungswerbung etc., aber ihrem Selbstver­ständnis nach wollte sie Kämpfer im unmittelbaren Wortsinn für ein Drittes Reich sein, d. h. sie verstand sich in erster Linie als potentielle Bürgerkriegsarmee.

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Die Stegmann-Revolte in Franken gegen Julius Streicher 1932/33

W. St. – Die Unzufriedenheit in der fränkischen SA wuchs gegen Ende des Jahres 1932, da der entscheidende Durchbruch zur Macht noch immer nicht gelungen war. Der SA-Gruppenführer in Franken, Stegmann, war seit je durch besondere Radikalität aufgefallen. Er bereitete die SA auf einen Bürgerkrieg vor und geriet in zunehmenden Gegensatz zur regionalen Parteiführung unter Hans Schemm (1891-1935) in Oberfranken und Julius Streicher in Nürnberg.

Hans Georg Hofmann übernahm die fränkische SA

Hans Georg Hofmann übernahm die SA-Untergruppe Franken

Am 8. Dezember 1932 entzog Röhm Stegmann die von Arthur Rakobrandt (1878-1948) geführte Untergruppe Mittelfranken und wies sie dem Führer der Obergruppe IV, Hans Georg Hofmann, zu. Da eine Versöhnung Streichers mit Stegmann scheiterte, versuchte Stegmann am 9. Januar 1933 eine putschartige Übernahme der Untergruppe Mittelfranken. Röhm schickte am 11. Januar seinen Stellvertreter Hühnlein nach Nürnberg. Dieser löste die Gruppe Franken vorläufig auf, unterstellte die SA-Einheiten im gesamten fränkischen Raum Hofmann und setzte eine Reihe von SA-Führern ab. Hofmann gelang es aber nicht, die Lage in den Griff zu bekommen. Obwohl sich Stegmann am 14. Januar 1933 Hitler unterwarf, bildeten die von der Obersten SA-Führung gemaßregelten SA-Führer in Franken selbstständig ein nationalsozialistisches „Freikorps Franken“, das nicht gegen Hitler, wohl aber gegen Streicher kämpfen wollte. Stegmann, der aus der NSDAP austrat, übernahm die Leitung dieser Absplitterung. Wenige Tage später verurteilte die nationalsozialistische „Machtergreifung“ das „Freikorps Franken“ zu Erfolglosigkeit; Mitte März endeten seine Aktivitäten. Die Gruppe Franken wurde dann wieder neu gebildet, Nachfolger Stegmanns wurde Arthur Rakobrandt.

Wilhelm Stegemann kam ins Zuchthaus und ins KZ

Am 13. Januar 1933 gab Stegmann sein Reichstagsmandat auf, nachdem er zur Mandatsniederlegung gedrängt worden war. Am 18. Januar wurde Stegmann Führer des neu gegründeten Freikorps Franken und gab zudem ab Februar die Zeitschrift „Das Freikorps, Kampfblatt für die Sauberkeit und Reinheit der Nationalsozialistischen Idee“ heraus. Am 19. Januar trat Stegmann aus der NSDAP aus und kam damit seinem Ausschluss aus Partei und SA wegen „Meuterei“ um einen Tag zuvor. Stegmanns neuer Organisation schlossen sich etwa 1.000 Mitglieder an, vorwiegend SA-Mitglieder aus Franken und Gruppen im Ruhrgebiet. Zwischen 1.500 und 2.000 NSDAP-Mitglieder verließen zusammen mit Stegmann die Partei.

In Dirlewangers SS-Strafbataillon (Bild) musste Stegmann im Osten kämpfen, wo er fiel

In Dirlewangers SS-Strafbataillon (Bild) musste Stegmann im Osten kämpfen, wo er fiel

Strafrechtlich verurteilt

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden am 13. März 1933 Stegmanns Freikorps und seine Zeitschrift verboten. Stegmann selber wurde am 23. März 1933 verhaftet, in „Schutzhaft“ genommen und ins KZ Dachau verschleppt – offiziell wegen eines angeblich geplanten Attentats auf Julius Streicher.

Die Erste Große Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth verhandelte im Mai 1937 mehrere Tage gegen Wilhelm Stegmann wegen Meuterei, weil er 1933 als SA-Gruppenführer ein eigenes „Freikorps Franken“ aufgestellt hatte. Daraufhin wurde er degradiert und aus der Partei ausgestoßen. Damals konnte aus staatsrechtlichen Gründen Stegmanns Wirken strafrechtlich nicht geahndet werden. Doch 1937 war die Justiz bereits regierungs- und parteiabhängig und Verstöße gegen die Partei strafbewehrt. Deshalb leitete die Justiz erst vier Jahre später ein Strafverfahren gegen Wilhelm Stegmann ein. Ihm wurde nun „Verschwörung“ vorgeworfen, „Täuschung“ gegen die „Reinheit der Bewegung“, Disziplinlosigkeit und „eigensüchtige Machenschaften“.

Das Landgericht verurteilte Wilhelm Stegmann, der übrigens die Rothenburger NSDAP-Gruppe gegründet hatte, lediglich wegen Anstiftung zur Nötigung und schweren Hausfriedensbruch zu einer Gefängnisstrafe von zehn Monaten. Gegen die übrigen Angeklagten, die Stegmann zur Meuterei verführt haben soll, wurde das Verfahren auf Grund des Straffreiheitsgesetzes eingestellt. Der „Fränkische Anzeiger“ kommentierte am 19. Mai 1937, dass „es unmöglich sei, mit den zur Verfügung stehenden gesetzlichen Bestimmungen […] der schweren Schuld gerecht zu werden, die Stegmann vor der Geschichte und seinem Volk auf sich geladen hat“. Weiter beurteilte die Zeitung den einst so hochgelobten Wilhelm Stegmann jetzt im Sinne der Partei  als „einen Menschen, den falscher Ehrgeiz, krankhaftes Geltungsbedürfnis und notorische Lügenhaftigkeit den Weg des Meuterers und schließlich den des Verräters gehen ließen.

Als SS-Obersturmführer im Strafregiment Dirlewanger

Bis 1938 wurde Wilhelm Stegmann im Gefängnis Nürnberg, im Zuchthaus Ebrach, in einem Gestapo-Gefängnis in Berlin sowie im KZ Buchenwald festgehalten. Die Freilassung erfolgte auf Intervention Himmlers, danach übernahm Stegmann eine Braunschweiger Staatsdomäne. „Zur Bewährung“ und zur „Wiederherstellung der Ehre“ wurde Wilhelm Stegmann 1944 eingezogen: Als SS-Obersturmführer kam er zum SS-Regiment Oskar Dirlewanger, eine Einheit, in der häufig ehemalige Strafgefangene und KZ-Häftlinge dienten. Stegemann fiel am 12. Dezember 1944 in Šahy (Slowakei).

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Quellen: Oberer Teil entnommen Rainer Hambrecht „Der Aufstieg der NSDAP in Mittel- und Oberfranken (1925-1933)“ , Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte. Band 17, Korn und Berg, Nürnberg, 1976. – Letzter Absatz nach „Historisches Lexikon Bayern“ (online, 2013) und Bayerische Landesbibliothek-Online (2013). – Fränkischer Anzeiger „Stegmann entlarv“ vom 19. Mai 1937.

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Ein Kommentar zu Wilhelm Stegmann: Gründer der NSDAP-Gruppe Rothenburg und SA-Führer „Gausturm Franken“ geriet 1933 in Ungnade, kam ins KZ und fiel 1944 in einem SS-Strafregiment

  1. Nach Angaben des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde Wilhelm Stegmann, der als stellvertretender Kommandeur des 1. Bataillons des SS-Sturmregiments 2 “Dirlewanger” diente, in der zweiten Dezemberhälfte 1944 im Raum Ipolysag/Sahy als vermisst und vermutlich gefallen geführt. Sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt; der letzte Brief, den seine Frau von ihm erhielt, datiert vom 15. Dezember 1944 und wurde aus der slowakischen Stadt Palast (Plastovce) geschickt. Nach Angaben von Angehörigen seines Bataillons war er zu einem Aufklärungseinsatz östlich von Palast aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Er wurde von der Roten Armee nie als Kriegsgefangener geführt, so dass man davon ausgeht, dass er im Kampf gefallen ist.
    mfG,
    Douglas E. Nash Sr.
    Autor des Buches “Defeat of the Damned: Die Vernichtung der Dirlewanger-Brigade in der Schlacht von Ipolysag, Dezember 1944”.

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